Soft Skills fördern die Karriere

19.10.2005
In vielen Bewerbungsgesprächen zählen Teamfähigkeit und Kommunikationsgeschick mehr als gute Noten.

Überfachliche Qualifikationen wie mathematisch-logisches Denken setzen Arbeitgeber meist stillschweigend voraus. Ein weiteres wichtiges Einstellungskriterium ist die soziale Kompetenz. Welchen Stellenwert diese mittlerweile hat, wird deutlich, wenn man sich beispielsweise bei der Lufthansa bewirbt. Die Airline will wie andere Konzerne Online-Bewerbungen stärker fördern. Interessenten werden über das Stellenangebot im Internet direkt auf die Karriereseiten der Firma geleitet, wo sie ein strukturiertes Formular ausfüllen können. Schon in diesem ersten Schritt durchläuft man ein Online-Assessment-Center, das die Qualifikationsmerkmale abfragt.

Buchtipp: Karrierefaktor Soft Skills

Niemand ändert seine komplette Persönlichkeit aufgrund eines Trainings; doch bestimmte Fähigkeiten lassen sich durchaus trainieren, wie Nadine Oberhuber und Stefan Mühleisen in ihrem Buch belegen. Sie versprechen keine Wunder, bieten aber zahlreiche Selbstanalysen und Übungen an, um sich dem Thema Soft Skills anzunähern. In den drei großen Kapiteln Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen finden sich viele Ansätze, die Berufstätigen und Bewerbern gleichermaßen weiterhelfen. Das Arbeitsbuch bietet für die vorgestellten Situationen kurze Erklärungen und anschließend Übungen an.

Stefan Mühleisen, Nadine Oberhuber: Karrierefaktor Soft Skills. Haufe Verlag, Freiburg, 2005. 19,80 Euro.

Doris Krüger, Leiterin Konzern-Marketing und Personalauswahl bei der Deutschen Lufthansa AG, erklärt diese Maßnahme so: "Um geeignete Kandidaten schneller identifizieren zu können, befragen wir sie während der Online-Bewerbung nach den für uns wichtigsten Soft Skills, denn die können im Zweifel über eine Einstellung entscheiden." Auch die Infineon Technologies AG testet online Persönlichkeitsmerkmale der Bewerber. Hier handelt es sich allerdings um eine freiwillige Selbsteinschätzung der Jobanwärter, die es bereits in die engere Auswahl für eine Trainee-Stelle geschafft haben.

Andreas Lämmlein, Verantwortlicher für Recruiting und Marketing bei Infineon, erklärt: "Mit guten Noten und einer kurzen Studienzeit allein kann man sich nicht mehr von der Masse abheben - es sind auch weiche Faktoren, mit denen man bei den beliebten Konzernen punkten kann."

Mängel in der Ausdrucksweise

Axel Kersten, Abteilungsleiter Personal-Marketing bei der SAP AG, bestätigt den Trend: "Zu den weichen Qualifikationsmerkmalen gehört zweifellos die Teamfähigkeit. Der Mitarbeiter, der sich schnell ins Team einfügt und in der Lage ist, kooperativ mit anderen zusammenzuarbeiten, fördert die Arbeitsprozesse. Einzelkämpfer, die nur Vertrauen in ihre eigenen Leistungen oder Ideen haben, grenzen sich in jeder Beziehung aus." Wer selber testen will, ob er den Anforderungen genügt, findet die aktuellen Stellenangebote die-ser Großkonzerne auf www. jobstairs.de.

Auch die Kommunikationsfähigkeit rangiert ganz oben auf der Skala der gefragten Soft Skills. Botschaften müssen klar und deutlich formuliert werden - sowohl mündlich als auch schriftlich. Missverständnisse kosten Zeit und Mühe, mitunter auch bares Geld. Einige dieser Fähigkeiten lassen sich durch Übungen und Seminare erlernen, andere Schlüsselqualifikationen setzen eine gewisse Veranlagung voraus oder sind Ausdruck der Persönlichkeit.

Die Fähigkeit beispielsweise, sich selbst zu motivieren und Emotionen so zu steuern, dass sich die eigene Lebensqualität und die der Anderen verbessert, beruht auf einer optimistischen Grundeinstellung.

Eine aufgeschlossene und offene Sicht auf das Leben lässt sich zwar mit viel Zeit herausbilden, aber nicht in einem Wochenendseminar erlernen. Ebenso verhält es sich mit Charisma und Ausstrahlung. Erfolgreiche und beliebte Mitarbeiter verfügen neben ihrer Fachkompetenz und erlernten "weichen" Qualifikationen auch über das nötige Fingerspitzengefühl, zu Vorgesetzten, Kunden und Kollegen eine konstruktive Beziehung aufzubauen.

Das Talent kann entscheiden

Die Gabe, andere zu führen und zu motivieren, ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das über den Verlauf der Karriere entscheiden kann - auf die Entwicklung und Förderung der eigenen Soft Skills und Persönlichkeit sollte also genauso geachtet werden wie auf gute Noten und attraktive Karrierestationen. (am/iw)