Social Software verändert das Networking

18.08.2004
Von Klaus Eck

LinkedIn ist mit rund 875 000 Nutzern weltweit das größte Business-Netzwerk. Darunter sind 30000 Business-Mitglieder in Deutschland und 180000 Mitglieder europaweit. "Bis Ende 2004 werden wir auch eine deutsche Version launchen", kündigt Guericke an. Bislang ist LinkedIn noch nicht kostenpflichtig, doch bis Anfang 2005 ist die Einführung einer Bezahlvariante geplant.

Große Konzerne wie Google, Yahoo, AOL oder Microsoft haben den Trend für sich entdeckt. Einige Google-Mitarbeiter entwickelten in ihrer Freizeit das Social Network Orkut, dessen Mitgliederzahl bald die Millionengrenze überschreiten dürfte. In Deutschland verfügt es bereits über 10000 Nutzer; davon geben rund die Hälfte an, auch an Business Networking interessiert zu sein.

Einen großen Vorteil haben die Konzerne gegenüber kleinen Netzwerken: Ihre Netze beeindrucken durch die Zahl ihrer Mitglieder. So können nur wenige mit den hohen Nutzerzahlen von Google oder ICQ (AOL) mithalten. ICQ Universe heißt das im Aufbau befindliche Angebot von AOL, das sich allerdings wie Orkut noch im Betatest befindet. Der US-amerikanische Online-Dienst erweitert seine Instant-Messenger-Plattform ICQ damit um einen Social-Networking-Service. ICQ will hierbei vor allem von seiner eigenen Verbreitung profitieren: Immerhin sind weltweit mehr als 175 Millionen Nutzer registriert.

Open-BC-Gründer Lars Hinrichs sieht allerdings weder Orkut noch ICQ Universe als Konkurrenz. Er glaubt nicht, dass das Mischkonzept der großen Internet-Konzerne wirklich funktioniert: "Dank Googles Unterstützung ist Orkut zwar ein sensationeller Erfolg für das Social Networking. Dennoch wird eine Mischung zwischen Business und Private Dating langfristig nicht funktionieren, weil Business-Anwender auf das richtige Umfeld Wert legen." Vor dem Markteintritt großer Konzerne fürchtet sich auch Guericke von LinkedIn nicht: "AOL, Yahoo, MSN oder Google sind eigentlich keine Business-Brands." Der LinkedIn-Marketing-Chef ist davon überzeugt, dass die Konzerne mit ihren Social-Software-Angeboten mehr im privaten Umfeld eine Rolle spielen, wenn es beispielsweise um Verabredungen geht.

Eher als Konkurrenten betrachtet er Jobbörsen wie Monster. Schließlich hat der US-amerikanische Internet-Stellenmarkt nach dem Zukauf einer Social Software vor kurzem Network.Monster.com gestartet, das in erster Linie auf Jobsuchende ausgerichtet ist. Mit strategischen Fragen beschäftigen sich die aktiven Netzwerker weniger.

Susanne Westphal, Gründerin des exklusiven Frauen-Business-Netzwerks Femmes Géniales und selbständige Kommunikationsberaterin, sieht viele Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Plattformen und Netzwerke: "Entscheidend ist, was ich selbst daraus mache. Wenn ich keine konkreten Ziele verfolge und andere nicht konkret anspreche, bekomme ich auch kein Ergebnis. Drücken Sie fünf Verkäufern dieselben Telefonbücher in die Hand - jeder wird dieses Potenzial anders nutzen." Die Netzwerkerin Westphal empfiehlt: "Um sich online nicht zu verzetteln und irgendwann nur noch nette Kaffeebekanntschaften zu haben, empfehle ich, eine ganz persönliche Top-100-Liste aufzustellen mit den wichtigsten Kontakten und ihren Themen. Wenn ich diese 100 Verbindungen gut pflege, kann ich die Leute auch jederzeit ansprechen. Kennt von denen jeder wieder 100 andere, erreiche ich 10 000 potenzielle Ansprechpartner auf kürzestem Wege. Das funktioniert besser, als selbst 10 000 Adressen zu verwalten." (iw)