Social Software verändert das Networking

18.08.2004
Von Klaus Eck

Patrick von Loringhoven, Vertriebsleiter der Echion AG, ist ebenfalls vom Kontaktknüpfen über das Netz angetan. Der Augsburger hält jedoch die Reputation beim digitalen Networking für besonders wichtig: "Wer sich über seine Aktivitäten keinen guten Ruf aufgebaut hat, kann auch nicht damit rechnen, dass sich online alles von selbst zum Positiven wendet. Hat sich jemand jedoch ein vertrauenserweckendes Renommee erarbeitet, wird sich dieses über eine Social-Networking-Plattform weiterverbreiten."

Obwohl das Business Dating nicht immer mit erfolgreichen Geschäftsabschlüssen einhergeht, möchten viele Nutzer das moderne Kontaktnetz nicht mehr missen. Von Loringhoven ist schon zufrieden damit, dass er über Open BC viele alte Bekannte wiedergefunden hat: "Das alleine hat mir eine Menge Spaß bereitet und die investierte Zeit auf jeden Fall wettgemacht." Zu viel Transparenz und rein geschäftliche Motive stören manchen Netzwerker: "Was mich ziemlich nervt, sind recht plumpe Versuche der Kontaktaufnahme", kritisiert Siegfried Hirsch, Geschäftsführer des Münchner Softwareunternehmens HHS, "insbesondere, wenn sofort ersichtlich wird, dass es jemandem nur um neue Kunden geht."

"Die Gefahr des Missbrauchs in Business-Netzwerken ist sehr groß, wenn jeder sofort erkennen kann, wer welche Kontakte hat, und diese anschreiben kann", glaubt auch Konstantin Guericke, einer der Gründer des US-amerikanischen Social Networks LinkedIn, das deshalb ein anderes Konzept als Open BC verfolgt. "Wird keine Auswahl getroffen, dann kann sich jemand auf einen Geschäftskontakt berufen, ohne dass die Beziehung in Wirklichkeit in irgendeiner Weise relevant ist. Wer jedoch viele Kontakte hat, kann bei uns LinkedIn als Filter für eingehende Anfragen einsetzen. Durch das Empfehlungs-Marketing kommen hierbei nur Geschäftskontakte zustande, die wertvoll zu sein versprechen. Über gute Empfehlungen können unsere Mitglieder sogar ihre Reputation steigern. Ansonsten stellen die Empfehlenden sehr schnell ihr eigenes Ansehen in Frage."

LinkedIn zeigt in der Grundeinstellung nur die Zahl der Netzkontakte an, nicht aber, wer mit wem direkt in Beziehung steht. Wer eine bestimmte Person ansprechen will, muss dazu zunächst einige Hürden nehmen. Bei einer Anfrage ist eine Begründung für das Kontaktersuchen notwendig. Nur wenn sie die Kontaktmittler überzeugt, wird der Bittsteller an die gewünschte Person weitergereicht. Auf diese Weise soll das Empfehlungs-Marketing eine gewisse Qualität der Online-Beziehungen gewährleisten. Außerdem werden attraktive Geschäftspartner wie beispielsweise bekannte Manager großer Unternehmen dadurch vor einer Flut von Anfragen geschützt.

Geschäftskontakte sind die Grundlage

Guericke glaubt nicht, dass jemand in der Lage ist, nur online ein Netzwerk aufzubauen. Seiner Ansicht nach steht eine reale Geschäftsbeziehung im Berufsleben am Anfang der Kette. Jeder kann seine ehemaligen Kollegen und Geschäftspartner im Internet aktivieren. Dabei gilt die Regel: "Je länger man im Arbeitsleben steht, desto mehr Kontakte hat man in seinem Berufsleben geknüpft. Deshalb profitieren von LinkedIn vor allem diejenigen, die bereits fünf bis zehn Jahre Berufserfahrung haben. Sie können jetzt online ihre Kontakte pflegen und weiterentwickeln."