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Wertschöpfung unter der Erde

Social Networking für Verstorbene liegt im Trend

07.05.2008
Von pte pte
Der Gründer des Online-Jobportals Monster.com Jeff Taylor startet eine Social-Networking-Plattform für Verstorbene und stößt damit auf rege Nachfrage.

Mit Tributes.com, das im Juni offiziell online gehen soll, will Taylor klassische Todesanzeigen ins Netz verlagern und eine virtuelle Gedenkstätte für Hinterbliebene schaffen. Wie das "Wired"-Magazin berichtet, beteiligt sich das "Wall Street Journal" als führender Geldgeber an der Gedenk-Plattform. Anders als bereits bestehende Webseiten wie SweetMemoriesSite.com oder ChristianMemorials.com will Taylor mit seinem Portal enger mit der Bestattungsindustrie zusammenarbeiten und darüber hinaus eine Suchdatenbank zur Verfügung stellen, in der nach Informationen über verstorbene Personen recherchiert werden kann.

"Der Trend zu Online-Trauerportalen hat sich auch hierzulande in den letzten Jahren verstärkt. Gerade für Familien, die weit verstreut leben, ist ein gemeinsamer, virtueller Ort zum Trauern sicher eine sinnvolle Alternative", meint Alexander Helbach, Pressesprecher der Verbraucherinitiative Aeternitas, im Gespräch mit pressetext. Auch in Deutschland gebe es bereits einzelne Webseiten zu dem Thema, die breite Masse habe ihre Trauerarbeit allerdings noch nicht ins Internet verlagert. "Ein Ersatz für das klassische Begräbnis oder den Friedhof kann eine Online-Plattform wohl eher nicht dienen. Als Ergänzung ist so etwas aber durchaus hilfreich für die Trauernden", ergänzt Helbach.

Dass es einen Bedarf an sozialen Netzwerken für Hinterbliebene gibt, zeigt sich allein schon an typischen Social Networks wie MySpace und Facebook. Immer wieder richten Leute dort eine virtuelle Gedenkstätte ein, um Freunden, Familienmitgliedern oder auch Fremden einen Platz zum Trauern zu geben. Gleichzeitig bieten auch immer mehr kleine Bestattungsunternehmen Online-Denkmäler und virtuelle Trauerarbeit für die Hinterbliebenen an. Ein Beispiel dafür liefert das österreichische Bestattungsnetzwerk TrauerHilfe, das Hinterbliebenen seit vergangenem Herbst webbasierte Unterstützung anbietet.

Natürlich ist der Ansatz nicht immer ganz uneigennützig. Wie von Tributes.com angekündigt wurde, soll auch die Bestattungsindustrie von dem Verstorbenen-Netzwerk profitieren. "Wir schaffen einen Kanal für die Bestattungsunternehmen und wollen unsere Seite mit ihnen aufbauen. Dadurch können wir zum Sammelbecken für alle Todesanzeigen werden", sagt der Bestatter John Heald, der mit Tributes.com zusammenarbeitet. Außerdem will das Portal seine Dienstleistungen an Beerdigungsinstitute weiterverkaufen, die dann die Online-Gedenkstätte in ihre üblichen Service-Pakete einflechten und mitverkaufen können. Der Vermerk des Todestages soll in Zukunft auf unbestimmte Zeit bei Tributes.com abrufbar sein, Beileidsbekundungen bleiben zwischen fünf und zehn Jahre online. (pte)