SAP-Experten bei Vorwerk

SOA-Wissen aufsaugen

08.02.2009
Von Andreas  Schmitz

Einen SAP-Standard gibt es für dieses individuelle Geschäft nicht. Eine neue Idee musste her, um externe Prozesse an die SAP-Systems andocken zu können. "Anfang 2007 kam gerade der Hype um SOA auf", erläutert Kemp, "da lag es nahe, auch Netweaver in Betracht zu ziehen". Es bot eine Chance, Nicht-Kernel-Prozesse als Services zu kapseln und so dem ERP-System zur Verfügung zu stellen. Allerdings gab es für das Vorhaben, Webservices zu schaffen, eine wesentliche Herausforderung: Zwei Drittel des mittlerweile zweistelligen Millionen Budgets für die SAP-Einführung waren bereits ausgegeben. Kemp: "Da steht dann nicht nur die Frage im Raum, ob die Lösung gut ist, sondern ob ich sie mir leisten kann". Das transaktionsbasierte Modell mit Netweaver wurde aus Kostengründen schnelle verworfen- auch weil das ERP-Projekt noch nicht abgeschlossen war.

Programmierer kommen aus Polen

Schon wieder umdenken, Ansätze verwerfen, Standards sein lassen: Schließlich entschied sich die Vorwerk-IT für eine Ausschreibung für ein Open Source-SOA-Projekt. Services, Enterprise Service Bus und SOA sollte letztlich als Einheit herauskommen. Schließlich fand Kemp externe Experten für die Konzeptionierung und Beratung sowie für die Programmierung - letztere aus dem Nearshore-Land Polen ("sehr viel günstiger als dies in Deutschland möglich gewesen wäre"). Doch auch diesmal lief nicht alles nach Plan. Der letztjährige Pilot verlief nicht erfolgreich. Die eingesetzte Java Workflow Engine erwies sich als zu unflexibel. "Wir mussten noch zu viel daran herumprogrammieren", erläutert Kemp. "From scratch" - also von Grund auf - ging es dann vor einem halben Jahr wieder los. Eigenentwicklung pur also. Kein Standard, alles selbst gemacht. Am 1. Juli geht der neuerliche Pilot in Polen an den Start, dort, wo die Nearshore-Programmierer am schnellsten kleine Bugs beheben können. Dann sollen die Länder Portugal, Spanien und Italien folgen.

SOA light steht bei Vorwerk jetzt gewissermaßen vor dem Durchbruch. Dass dies wirklich einer wird, wird auch einem Team von SAP-Beratern zu verdanken sein, nicht weil sie sich aus dem Projekt herausgehalten haben, sondern weil sie das Projekt intensiv begleiten und dafür sorgen, dass alle nötigen Daten "valide in SAP landen", wie Kemp sich ausdrückt. Das Team, das Kemp aus ihrer vorherigen beruflichen Zeit schätzen gelernt hat, kann dabei nur gewinnen. Schließlich ist es für die Walldorfer nicht neu, dass ihre Standards hier und da an Grenzen stoßen. Dann helfen letztlich nur intelligente Schnittstellen - auch zur Bereicherung der eigenen Standards.

Stefanie Kemp in den Video-News der CIO.