SOA stellt hohe Ansprüche an Berater

04.02.2008
Von Hadi Stiel

IT-Anbieter bauen Beratung aus

Der Empfänglichkeit der potenziellen Kunden voll bewusst, werben mittlerweile alle Consultants, unabhängig von ihrer Provenienz, mit dem Nutzen von SOA. Allerdings ist Marketing nicht gleichbedeutend mit Erfüllung, warnt Mathias Hein, freier IT-Berater in Neuburg an der Donau: "Die meisten Consultants vermögen nur Teile des Gesamtgebäudes SOA abzudecken." Doch wo ein großer Bedarf ist, ist auch ein lukrativer Markt: Getreu dieser Devise haben auch die IT-Hersteller ihre Consulting-Mannschaften aufgestockt. Bei IBM, Microsoft, Computer Associates (CA) und HP macht sie mittlerweile jeweils zehn Prozent der Gesamtbelegschaft aus, Tendenz weiter steigend.

Thomas Kämmerer, Logica CMG: Die Beratungsstrategien der IT-Anbieter sind oft zu techniklastig.
Thomas Kämmerer, Logica CMG: Die Beratungsstrategien der IT-Anbieter sind oft zu techniklastig.
Foto: Thomas Kämmerer

Die Beratungsstrategien der IT-Größen sind allerdings häufig noch "zu technologielastig", bemängelt Thomas Kämmerer, SOA Practice Manager bei Logica CMG in Deutschland. "Eigentlich ist in der Beratungspraxis das Top-down-Prinzip angesagt: Die Anforderungen an die IT und ihre Services werden von den strategischen und geschäftlichen Anforderungen abgeleitet", erläutert der Manager. Bedingt durch ihre Technikorientierung und eine weitgehende Beschränkung auf die eigenen Produkte fielen die Consultants der IT-Hersteller jedoch oftmals wieder auf das überholte "Bottom-up-Prinzip" zurück.

'Aus diesem Grund empfiehlt Kämmerer den Anwendern, Hersteller und Systemintegratoren möglichst spät ins Boot zu holen - "am besten erst, nachdem der Business-Plan, die Strategie und das Geschäftsprozess-Soll stehen, die interne Durchsetzbarkeit geprüft und Kosten und Nutzen grob durchkalkuliert worden sind". Diese Herangehensweise sei ebenfalls ratsam, wenn der Anwender seine IT oder Teile davon an einen Service-Provider auslagern will. "Der externe Provider muss mit seinen Services den konkreten geschäftlichen Zielen der Kunden dienen und nicht umgekehrt."

Hohe Ansprüche an Berater

Auch Andreas Ziegenhain, Deutschland-Chef von Siemens IT Solutions and Services (SIS), ist ein Verfechter des Top-down-Ansatzes. "Das ganzheitliche SOA-Vorhaben ist für den Anwender zunächst eine Koordination von wirtschaftlichen und prozessorientierten Projekten zur Erstellung eines Gesamtkonzeptes", argumentiert Ziegenhain. Daher sollte das Vorhaben zunächst von Beratern mit Know-how in diesem Umfeld vorangetrieben werden. Für Systemintegratoren und Service-Provider ergebe sich daraus ein besonderes Anforderungsprofil: "Sie müssen mit den Beratungshäusern kooperieren beziehungsweise genügend eigenes Beratungs- und Praxiswissen aufweisen." Für SIS nimmt Ziegenhain in Anspruch, diese doppelte Herausforderung, also IT- und betriebswirtschaftliche Anforderungen, mit Hilfe von Synergien zu meistern: "Das Gros unserer Kunden misst den Projekterfolg anhand von betriebswirtschaftlichen Kriterien. Deshalb legen unsere Berater beim Projektdesign und bei der Implementierung darauf den Fokus."

Unternehmen, die Berater einstellen wollen, sind sehr anspruchsvoll geworden. "Mit der Globalisierung und Vernetzung der Wirtschaft nimmt der Wettbewerb zu, die Innovationszyklen werden kürzer, Geschäftsprozesse und -modelle müssen laufend angepasst werden", umreißt Thomas Ernst, Manager Enterprise Application Services/Consulting & lntegration bei HP Services. "In dieser Ausgangssituation werden sich viele Anwender der Kluft zwischen Geschäft und IT bewusst." Um die IT und das schnelllebige Geschäft in Einklang zu bringen, ist seiner Ansicht nach ein integrierter IT-Service-Lebenszyklus und eine weitgehende Automatisierung der IT per Service-Management nach den Govemance-Vorgaben des Anwenders erforderlich. "Dafür müssen Steuerung, Qualitätssicherung sowie Betrieb systematisch und durchgängig ausgelegt und eng verzahnt sein."