Service-orientierte Architekturen

SOA macht die HypoVereinsbank flexibler

08.07.2008
Von  und
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Welchen Nutzen bringt die SOA?

Die Technik stehe für die HVB-Führungskräfte nicht im Vordergrund, betont Bulkin. Vielmehr betrachte man SOA als Business-Thema. Dementsprechend formuliert sie die Nutzeffekte der SOA. Die IT sei nun in der Lage, Anforderungen der Fachabteilungen rascher umzusetzen. Beispielsweise könne der Bereich Commercial Banking schneller neue Produkte oder Produktbündel bereitstellen. Ähnliche Erfahrungen machten die Kollegen aus dem Investment Banking beim Erschließen neuer Geschäftsmodelle. Mit Hilfe der SOA habe die HVB etwa die Euronext-Börse in Paris und die Londoner Clearing-Stelle Clearing21 angebunden. Die SOA-Infrastruktur helfe der Bank zudem, IT-Landschaften zu entflechten. Bulkin: "Dadurch entstehen neue Sourcing-Optionen." So habe der Finanzdienstleister die Wertpapierabwicklung und das Brokerage-Geschäft an die französische Caceis-Bank ausgelagert. Last, but not least verbessere die Kombination aus SOA und Business-Process-Management (BPM) die Prozessunterstützung der IT insgesamt.

Die Technik der HVB-SOA

Das Herzstück der HVB-SOA heißt HyperTube. Dahinter verbirgt sich die Idee, IT-Anwendungen nach dem Vorbild der Londoner U-Bahn miteinander zu verbinden. Analog zu den Stadteilen der britischen Metropole unterteilte das Projektteam die gesamte Bank zunächst in Building Blocks, die jeweils nur lose gekoppelt sind. Diesen ordneten die IT-Spezialisten Anwendungen zu, die die jeweiligen Geschäftsprozesse unterstützen. Bulkin: "Über die Building Blocks setzen wir Geschäft und IT miteinander in Beziehung." Als Schienennetz zwischen den Blöcken, die jeweils mit Andockpunkten versehen sind, dient der "HyperTube Enterprise Service Bus" (ESB).

Die Kommunikationsinfrastruktur des ESB ermöglicht einerseits eine technische Integration der Anwendungen, erläutert die SOA-Verantwortliche. Andererseits würden die Building Blocks damit entkoppelt: "Das bedeutet, dass ein Servicenehmer in einem Building Block nichts über die technische Implementierung des Servicegebers in einem anderen Building Block wissen muss." So könne beispielsweise ein Windows-Programm eine Mainframe-Anwendung aufrufen, ohne die technischen Besonderheiten der Zielanwendung zu kennen. Als U-Bahn-Haltestellen in den Building Blocks fungieren so genannte SOA-Frameworks. Diese stellen die fachlichen Services bereit, die wiederum auch andere Building Blocks nutzen können. An den ESB lassen sich auch Business-Process-Engines koppeln, die den (U-Bahn-)Verkehr zwischen den Building Blocks im Sinne eines Business-Process-Managements steuern.