SOA Innovation Lab: nicht reden, arbeiten!

14.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Große SOA-Anwender haben ein Netzwerk zur Selbsthilfe gegründet.

"Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt." So die Überzeugung von Johannes Helbig, CIO der Deutsche Post Brief. Um das Anwenderwissen zum Thema Service-orientierte Architekturen (SOA) zu vermehren, hat Helbig im Herbst 2007 das SOA Innovation Lab initiiert, ein hersteller- und beraterunabhängiges Netzwerk von Chefarchitekten und CIOs aus SOA-affinen Anwenderunternehmen, das sich demnächst als eingetragener Verein institutionalisieren will. Die kleine, aber feine Teilnehmerliste reicht vom Textilhersteller Esprit über Commerzbank, Beiersdorf, VW und Daimler bis zu Lufthansa und Deutscher Bahn.

Das Innovation Lab ist, so Helbig, nicht als Club für Pfeife rauchende Debattierfreunde konzipiert. Gefragt sei vielmehr "echtes Commitment" der Mitglieder. Es gehe darum, konkret an Problemen zu arbeiten, die allen SOA-Anwendern unter den Nägeln brennen. Einige Themen könne und dürfe man nicht den Herstellern überlassen: "Da müssen wir Anwender uns selbst helfen."

Drei Workstreams gibt es schon

Noch vor der Gründung wurden deshalb drei Arbeitsgruppen ("Workstreams") ins Leben gerufen:

  • Eine Gruppe beschäftigt sich damit, eine "SOA-Landkarte" anzufertigen. Ziel ist ein übergreifendes Begriffsmodell für das Enterprise-Architecture-Management (EAM). Dazu gehört auch ein an CMMI und Cobit angelehntes Reifegrad-Modell.

  • Die zweite Arbeitsgruppe widmet sich dem Thema SOA-Training. Ihre Aufgabe besteht darin, Curricula für unterschiedliche Zielgruppen zu erstellen und bei den Schulungsanbietern standardisierte Trainings-Bausteine in Auftrag zu geben.

  • Die dritte Gruppe hat den "SOA Technology Stack" im Visier. Themen für den Erfahrungsaustausch sind beispielsweise Infrastukturstrategien sowie der Umgang mit den Angeboten der Softwarehersteller, beispielsweise Produktvergleiche.

Das starke Engagement von Post-CIO Helbig und seinem Kollegen Alexander Scherdin, der als Senior Vice President die Themen IT-Architektur und Qualiäts-Management verantwortet, hat bei einigen potenziellen Mitstreitern Misstrauen geweckt. Das SOA Innovation Lab werde, so ihr Verdacht, von der Post dominiert. Helbig und Scherdin weisen diese Vorwürfe weit von sich: "Wir sind ein Mitglied unter anderen. Die Agenda wird von allen Mitgliedern gemeinsam gesetzt."

Schützenhilfe leistet ihnen Stefan Manke, Leiter des Development Center Bahnnet bei der DB Systel GmbH, einer Tochter der Deutsche Bahn AG. Er habe am Anfang auch Bedenken gehabt, räumt er ein. Doch überwogen hätten die zu erwartenden Vorteile. Nur durch den intensiven Erfahrungsaustausch lasse sich "vermeiden, in dieselben Fettnäpfchen zu treten wie die anderen".

Der Jahresbeitrag für das künftige SOA Innovation Lab e.V. - geplant sind 20 000 Euro pro Unternehmen - sei gut investiert. Allein durch die Schulungsunterlagen aus dem Trainings-Workstream amortisiere er sich. Von den Beiträgen sollen keine hauptamtlichen Mitarbeiter finanziert werden, beteuert Scherdin, sondern Forschungsaufträge an Universitäten sowie im Ausnahmefall externe Beratungen. (qua)