SOA: Eine Idee wird Realität

18.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Das Business als gutes Beispiel

Ulrich Gehrke, Leiter des Kompetenzfelds Softwareengineering bei der Volkswagen AG, rekurrierte auf die Faktoren, die eine Modularisierung der IT und ein Enterprise-Architecture-Management unabdingbar gemacht hätten. Dazu zählt er

  • die Zunahme der weltweit verteilten Standorte und der globalen IT-Anforderungen,

  • die Daten- und Komplexitätsexplosion,

  • den Innovationsdruck,

  • die neue Rolle der IT als Werkzeug zur Effizienzsteigerung in den Fachbereichen sowie die

  • gestiegenen Anforderungen an Prozess- und Betriebssicherheit.

"In der ingenieurmäßigen Industrialisierung ist die Firma deutlich weiter als in der IT", räumte Gehrke ein. (Zum Thema IT-Industrialisierung siehe auch den Online-Selfcheck der COMPUTERWOCHE.) Deshalb könne die IT vom Business viel lernen - beispielsweise die Spielregeln, wer und wie etwas freigegeben darf.

Globale SOA-Initiative ein Muss

Von den Schwierigkeiten, eine wirklich globale Architektur aufzubauen, berichtete Kurt Lermann, Chief Architect Group Functions bei der Zurich Versicherung. In der Schweiz hatte das Assekuranzunternehmen bereits eine SOA mit etwa 300 Services aufgebaut - unter dem Markennamen "Omni", aber das Mutterland der Zurich trägt nur ein Zehntel zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei. Hingegen wird die Hälfte in den USA erzielt. "Wenn wir sagen würden, Omni ist unser Standard, hätten wir ein Problem", weiß Lermann.

Stattdessen hat der Chefarchitekt im April 2006 ein Expertenteam zusammengeholt, das eine wirklich globale Struktur schaffen sollte. Allein die Planung zog sich über ein ganzes Jahr hin, erst 2007 wurden die ersten Services ausgeliefert, die Implementierung des Governance-Modells dauert an - obwohl hier auf einer existierenden IT-Governance aufgebaut werden konnte.

Eines der wichtigen Themen ist die Roadmap, berichtet Lermann: "Die wichtigsten und deshalb zuerst umgesetzten Services sind die, die einen direkten Business-Effekt erzielen. Und von denen werden bevorzugt die realisiert, die sich auf der IT-Seite einfach implementieren lassen."

Zu den "Lessons learned" zählen für den Chefarchitekten vor allem zwei Erkenntnise: Eine globale SOA-Initiative sei der einzige Weg, um eine Firma wirklich global aufzustellen. Aber das sei bedeutend schwieriger, als es aussehe. Und: Fangen Sie klein an, aber warten Sie nicht, bis jeder Service standardisiert ist!