Max-Planck-Institut, Garching, installiert erste Amdahl 470:

"So was habe ich noch nicht erlebt"

07.01.1977

MÜNCHEN - Anatomie einer Blitz-Installation: Nach drei Stunden Auspacken beginnen fünf Amdahl-Techniker im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München am 14. 12. 1976 - einem Dienstag - mit der Installation des ersten europäischen Amdahl-Großrechners 470 V/6 - die Maschine ersetzt eine 370/145 als Front-End an einer 360/91. Nach internen Tests am Mittwoch wird tags darauf ein Testsystem geladen. Freitagmittag läuft dann die 470 mit MVT als 91-Kopie, nachdem die (auch nicht ganz "astreine") Peripherie der 145 umgehängt wurde: "Ich habe so etwas noch nicht erlebt", lobt Dr. Friedrich Hertweck, der im Institut für Plasmaphysik für die Rechenanlagen zuständig ist, gegenüber CW die Amdahl-Crew (siehe auch Interview der Woche, Seite 5).

Für den 11-Millionen-Mark-Kauf letztlich verantwortlich, fühlt sich der "nebenberufliche" Informatik-Professor keineswegs als einsamer Wolf: "Eine avantgardistische Lösung war unsere 360/91 seinerzeit auch."

Seine Kaufmotive sind handfester Natur: Die 470 kostet an Wartung monatlich 20 000 Mark, die 91 dagegen rund 60 000 Mark.

Den Titel "Erster deutscher Amdahl-Anwender" kann er nicht einmal ungeteilt für sich in Anspruch nehmen: "Gleich um die Ecke", bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) in Oberpfaffenhofen bei München, wurde nämlich wenige Stunden später eine weitere 470 installiert - und auch hier ein Superlativ: in Nachfolge einer TR 440 als "Stand-Alone-System". Hertweck: "Ob die Amdahl 470 eine reine IBM-Ablöse- oder -Stand-By-Anlage ist, hat die DFVLR als erster 470-Anwender überhaupt mit "Nein" beantwortet."

Sein 470-Eindruck (nicht frei von Wohlwollen): "Die 4-MB-CPU aus Sunnyvale/Kalifornien (standardmäßig 16 Kanäle) nimmt sich neben der 360/91 geradezu klein aus."

Erste Besucher: IBMer, Beinahe-Begegnung mit der Konkurrenz: Siemens-VB's stellen sich bei Hertweck vor und wünschen eine frohe Weihnacht. Der Garchinger EDV-Chef: "Keine Bedenken."

Den Erfolg auch gehörig auszuschlachten, ist ein "Amdahl-Apostel" seit kurzem in München: Richard Seyford, Vice President International Marketing, leitet die Amdahl Deutschland GmbH (München), erste überseeische Tochtergesellschaft der Amdahl Corporation.

Pikanterie am Rande: Die Amdahl Corp. selbst wird erst im Laufe dieses Jahres eine Amdahl-Maschine bekommen - bisher hatte man einen Rechner des "großen Bruders". Seyford: "IBM baut gute Mittelklasse-Systeme."