Trend

So viel Blau war schon lange nicht mehr

11.09.2014
Von Christopher Schwarz

Von Aqua bis Violett

"Blau ist gut", heißt die schlichte Botschaft, so Paolo Tumminelli, Professor für Design an der Kölner International School of Design. "Du tust dir und den anderen etwas Gutes." Kein Wunder, dass VW den neuen Polo auf Werbeplakaten in Metallic-Blau zeigt. Neben dem Ökoimage zieht vor allem das "semantische Profil" von Metallic-Blau. Dieses "mittlere" Blau hat, wie Tumminelli betont, anders als das Anzug-Blau eine "Pop-Konnotation", erinnert an "Jeans", wirkt "jung, dynamisch, progressiv", aber auch "zuverlässig, solide, gediegen". Mit Blau könne die Industrie "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen": Die Trendfarbe verspreche "Innovation und Tradition".

Noch liegt die Autofarbe Blau, die ihren Höhepunkt in den Neunzigerjahren hatte, bei den Zulassungszahlen mit gut acht Prozent deutlich hinter dem Spitzen-Trio Schwarz/Silber/Weiß. Doch die "Talsohle ist durchschritten", sagt Mark Gutjahr, Farbdesigner bei BASF-Coatings. Mit dem "Trend zu mehr Farbigkeit" rechnet Gutjahr auch mit einem steigenden Blau-Anteil. Weniger im Hinblick auf das meist nicht aufpreispflichtige Dunkelblau, das "viel von der Form wegnimmt". Umso mehr bei den "Grau-Blau-Tönen": Sie "zeichnen" die Form, unterstreichen die Winkel, Kanten und Seitenlinien der Karosserie mithilfe von Farb- und Effektpigmenten, die die "Flächen verdunkeln" und die "Lichtkanten hervorheben" können.

Vor allem bei Kleinwagen, wie bei Ford oder Fiat, sieht Gutjahr den Trend zu "bunten, leuchtenden Blautönen". Die Möbelbranche bestätigt ihn in seiner Diagnose. So hat die Möbelmarke COR mit ihrem Messestand auf der diesjährigen Kölner Möbelmesse die Blau-Karte gespielt: mit dunkelblau lackiertem Parkettboden und einer Decke in hellem Blau und Grau. Helen Biermann, Produktdesignerin bei COR, sieht für die Zukunft viele Blaunuancen, von einem "nebligen Aqua bis Violett oder Petrol", in Kombination mit "hellen Naturhölzern wie Ahorn und Esche oder mit Marmor".

Blau, für viele die schönste und edelste Farbe, gilt nicht umsonst als Königsattribut. Sie wirkt "nobilitierend", wie Axel Venn betont, vor allem im Zusammenspiel mit Gold. Dass Königshäuser mit Farben modische Akzente setzen können, zeigt Kate, die Herzogin von Cambridge, die mit ihren Kleidern für viele zum Stilvorbild geworden ist. Immer dabei: ihr Ring, den einst Prinzessin Diana zur Verlobung trug. In der Mitte, in Gold gefasst, umrahmt von weißen Diamanten, prangt: ein Saphir. In strahlendem Blau.

(Quelle: Wirtschaftswoche)