Headhunter, Netzwerke und Branchengeflüster

So suchen Unternehmen CIOs

27.08.2013
Von 
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.

"Wie ein Stück Wild"

Thomas Hemmerling-Böhmer, IT-Berater und früher CIO, ist auf Headhunter nicht gut zu sprechen.
Thomas Hemmerling-Böhmer, IT-Berater und früher CIO, ist auf Headhunter nicht gut zu sprechen.
Foto: PDO Concept

Das weiß auch Thomas Hemmerling-Böhmer, jetzt IT-Berater und Vorstand seiner eigenen Firma, früher CIO der Karl Storz GmbH & Co KG. Er bemängelt, dass viele Headhunter nicht wüssten, welche Aufgaben ein CIO zu bewältigen hat. Viele CIOs werden oft nur sehr unspezifisch angefragt. Sein Verhältnis zu Headhuntern ist inzwischen gespalten. "Da wird man wie ein Stück Wild behandelt, das von den Jägern erlegt werden will und das nach dem Halali unwichtig wird", sagt Hemmerling-Böhmer. Er selbst habe nach einer Vermittlung lediglich einen Anruf erhalten mit der Frage, wie hoch das final vereinbarte Gehalt sei. Danach bemisst sich die Prämie des Headhunters. Er selbst sei in mehr als 20 Jahren Berufserfahrung als IT-Führungskraft "häufig" angesprochen worden.

Headhunter sinnvoll bei neuen Wegen

Dennoch will Hemmerling-Böhmer die Sinnhaftigkeit von Personalberatern nicht abstreiten. Manchmal seien sie nötig, wenn die interne Besetzung nicht klappen will. Die funktioniert nicht immer, vor allem, wenn die IT noch klassisch ausgerichtet ist und der CIO die klassischen Aufgaben des IT-Verwalters innehat. Das ist in Ordnung, solange alles so weiterlaufen soll wie gehabt. Stehen aber strukturelle Veränderungen an, hakt die Nachfolgersuche. "Möchte man eine Umbruchsituation herbeiführen, wird oft ein Headhunter für die Stellensuche eingesetzt", sagt Hemmerling-Böhmer.

Recruiting über Interimsmanager

Manchmal läuft das Recruiting auch über ungewöhnliche Wege, etwa über Interimsmanager. Wie im Falle von Bodo Deutschmann, CIO der Eissmann Automotive Deutschland GmbH. Er kam nach der Insolvenz seiner Firma mitten in der Wirtschaftskrise als Interimsmanager zum Autoteilehersteller. "Zwei Wochen später wurde ich gefragt, ob ich bleiben wolle", sagt Deutschmann. Er sieht, wohl bedingt aus seiner eigenen Biographie, Interimsmanager als positiv an. Für ein Unternehmen hat es Vorteile, einen Interimsmanager bei Vakanzen einzustellen: "Das ist schon ein Testarbeiten", sagt Deutschmann. Zwar ein teures - Interimsmanager verlangen sehr hohe Stundensätze -, aber sie seien schnell verfügbar. "Wir fragen immer, ob sich ein Interimsmanager vorstellen kann, bei uns längerfristig zu arbeiten", sagt Deutschmann, dessen Firma das Angebot gern nutzt.

In zwei Wochen vom Interimsmanager zum CIO: Bodo Deutschmann, CIO der Eissmann Automotive Deutschland GmbH.
In zwei Wochen vom Interimsmanager zum CIO: Bodo Deutschmann, CIO der Eissmann Automotive Deutschland GmbH.

Eigentlich sucht Deutschmann Kollegen über Stellenanzeigen, denn auch Interimsmanager sind nicht seine erste Wahl: "Nur in den seltensten Fällen kann ich eine Führungsposition über eine Ausschreibung besetzen", sagt Deutschmann. Momentan ist der Markt an IT-Experten, die in die Provinz gehen wollen, leer gefegt. Deutschmann bleibt nichts anderes übrig, als mit Personalberatern zu arbeiten. "Ich suche über Headhunter, denn auf dem freien Markt finde ich keine Qualifizierten für unseren Standort." Das liegt vor allem an der Lage des Autoteilezulieferers, der zwischen Ulm und Stuttgart angesiedelt ist. Ein weiteres Problem seiner Firma: Sie ist zu unbekannt.