Headhunter, Netzwerke und Branchengeflüster

So suchen Unternehmen CIOs

27.08.2013
Von 
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Suchen Firmen über Headhunter, Netzwerke oder hören Sie doch auf die Empfehlungen der scheidenden CIOs? Wie Unternehmen an IT-Führungskräfte kommen.
Unternehmen suchen auf unterschiedlichsten Wegen nach CIOs.
Unternehmen suchen auf unterschiedlichsten Wegen nach CIOs.
Foto: Photo-K, Fotolia.com

Tapetenwechsel gefällig? So mancher CIO oder IT-Führungskraft überlegt schon mal, die Firma zu wechseln. Gelegentlich wird seine Stelle auch gegen seinen Willen frei. Ein neuer Job und eine neue Herausforderung muss her. Es hilft zu wissen, wie Unternehmen an IT-Führungskräfte herankommen.

Große Firmen setzen auf den internen Nachwuchs. Zahllose Nachwuchsförderprogramme, Weiterbildungsmaßnahmen und eine hohe Mitarbeiterbindung sollen die Talente im eigenen Unternehmen halten. Idealerweise ist der Nachwuchs bereits vorhanden und die Stelle bleibt nicht lang vakant. Das funktioniert jedoch nicht immer, und so greifen einige Firmen zu ungewöhnlichen Methoden des Recruitings.

Rekrutieren mit Croissants

Marc-Stefan Brodbeck von der Deutschen Telekom: "Jedes Rekrutieren ist Abwerben."
Marc-Stefan Brodbeck von der Deutschen Telekom: "Jedes Rekrutieren ist Abwerben."
Foto: Deutsche Telekom

Selbst die Telekom kann nicht jede Position intern besetzen. Gute Nachrichten für wechselwillige IT-Führungskräfte: "Wir rekrutieren auch außerhalb", sagt Marc-Stefan Brodbeck, Recruiting Leiter bei der Deutschen Telekom AG. Manchmal tut er das mit Croissants: Er stellte sich schon mit französischem Backwerk bewaffnet vor große IT-Firmen, um die Talente direkt an der Tür abzuwerben und für die Telekom zu begeistern. Auch die Telekom spürt den Fachkräftemangel. Das Unternehmen setzt neben dem Backwaren-Recruiting auf andere Formen des Mitarbeiterfangs. "In den letzten zwei Jahren sind wir im Recruiting viel aktiver geworden", sagt Brodbeck. "Wir gehen sehr stark auf Fachleute zu und bewerben uns bei ihnen."

Das geschieht über Online-Portale wie Xing und LinkedIn. Brodbeck rät wechselwilligen Führungskräften dazu, das Profil auf dem neuesten Stand zu halten. Das Anschreiben über diese Kanäle hat für den Telekom-Personaler einen entscheidenden Vorteil: "Wir kommen so mit Leuten aktiv in Kontakt, die gar keine Stelle suchen", so Brodbeck. Hat er keine Bedenken, dass er dabei anderen Firmen die Talente wegschnappt? "Jedes Rekrutieren ist Abwerben", sagt Brodbeck. Im Werben um die geeigneten Fachkräfte kämpft man mit harten Bandagen.

Headhunter nur für sensible Stellen

Mit diesem aktiven Recruiting geht für die Telekom einher, dass sie weniger auf Headhunter setzten: "Wir setzen Headhunter ein, wenn wir kapazitätsmäßig an unsere Grenzen stoßen", sagt Brodbeck. Ist absehbar, dass sich sehr viele Leute auf eine Stelle bewerben, lassen sie die Experten suchen. Die Personalabteilung kann nicht Hunderte von Bewerbungen sichten. Auf Personalberater setzt die Telekom auch, wenn sie ganz gezielt jemanden sucht: "Wenn wir mit einer Ausschreibung nicht auch gleich eine neue Geschäftsidee präsentieren wollen", sagt Brodbeck. Besonders bei sensiblen Positionen wird der Headhunter genutzt.

Klar, dass ein Telekommunikationsunternehmen auf Branchengeflüster hört. Auf Empfehlungen gibt die Telekom sehr viel. "Wir bekommen zehn bis zwölf Prozent Empfehlungen, innerhalb oder außerhalb jemanden einzustellen", sagt Brodbeck. "Das funktioniert sehr gut: 20 Prozent der Einstellungen sind auf Empfehlungen zurückzuführen."

Nur über Netzwerke

Bernd Hilgenberg, Ex-CIO der Fressnapf Tiernahrungs GmbH: Nur vernetzte CIOs haben gute Chancen.
Bernd Hilgenberg, Ex-CIO der Fressnapf Tiernahrungs GmbH: Nur vernetzte CIOs haben gute Chancen.
Foto: CIO Consulting Team

Dass Einstellungen über das CIO-Netzwerk funktionieren, dem kann Bernd Hilgenberg, ehemaliger CIO und jetzt Berater, nur zustimmen. "Ich werde oft gefragt, ob ich nicht jemanden kenne, der etwas sucht oder bestimmte Fähigkeiten hat", sagt Hilgenberg. "Sucht ein CIO einen neuen Job, ist es nicht ungewöhnlich, sich im Kreise seiner Kollegen zu erkundigen", berichtet er. Seiner Erfahrung nach ist die Suche über nicht auf CIOs spezialisierte Headhunter eher selten. "Die Suche läuft vielfach über Einzelpersonen, die sehr gut in der IT vernetzt sind", sagt der Ex-CIO der Fressnapf Tiernahrungs GmbH. Die meisten Headhunter haben jedoch keinen oder nur indirekten Zugang zu den CIO-Netzwerken. Das dürfte seiner Meinung nach auch mit einer der Gründe sein, warum CIOs gar nicht so oft von Headhuntern angesprochen werden.

Große Erfolgschancen räumt er den Personalberatern grundsätzlich nicht ein. "Dies liegt daran, dass sich heutige Anforderungen an einen CIO nicht nur auf technologische Fragen, sondern auch auf Prozesse konzentrieren. Man kann als CIO eher schlecht von einer Bank in einen chemischen Betrieb wechseln", sagt Hilgenberg. Das Aufgabengebiet ist durch die horizontale Verantwortung vielfältiger als das anderer C-Level-Manager. Das erschwere auch die Suche nach einem passenden CIO. Dass die grundsätzliche Wichtigkeit der Position des CIO gestiegen ist, macht er daran fest, dass mittlerweile immer häufiger Verschwiegenheitsverpflichtungen im Rahmen von Suchaufträgen den Start von Verhandlungen markieren.