Neue Arten der PC-Steuerung

So können Sie auf Tastatur und Maus verzichten

27.04.2013
Von Friedrich Stiemer
Die Touchscreen-Technik hat die berührungsempfindliche Bedienung über das Display etabliert, der Software-Riese Microsoft greift den Trend auf und legt sein neues Betriebssystem Windows 8 auf die Touch-Steuerung aus. Was es noch für Alternativen zur Maus und Tastatur gibt, verraten wir Ihnen in unserem Ratgeber.

PC-Spieler schwören auf die präzise Steuerung über die beiden Klassiker, der Maus und der Tastatur. Mittlerweile sind die beiden Eingabegeräte aber auch in die Jahre gekommen, insbesondere die Tastatur hat keine echten Innovationen verpasst bekommen. Deshalb werfen wir einen Blick auf Techniken, die bereits heute die althergebrachte Eingabe ablösen könnten. Vieles davon steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch interessant sind sie allemal.

Foto: Sergey Nivens, Shutterstock.com

So hat beispielsweise Nintendo mit seiner Spiele-Konsole Wii gezeigt, dass Gaming auch mit mehr Körpereinsatz Spaß macht und ein Spiel interaktiver machen kann. Sony hat mit Move eine ähnliche Steuerung für die Playstation 3 im Angebot. Völlig ohne Controller kommt dafür Microsofts Kinect aus: Eine Kamera erfasst die Personen in Echtzeit und setzt die Bewegungen entsprechend im Spiel oder bei der Menü-Navigation um.

Microsoft Soundwave: Neue Bewegungssteuerung ohne Sensoren

Wie wir bereits Anfang Mai berichtet hatten, stellt Microsoft mit Soundwave eine völlig neuartige Technik vor. So ermöglicht sie die Steuerung des PCs ohne den Einsatz von zusätzlichen Sensoren oder Kameras, ein Mikrofon und Lautsprecher reichen bei dieser Methode aus. Besonders bei Notebooks sind beide erforderlichen Geräte ab Werk fest integriert und machen einen schnellen und reibungslosen Ablauf möglich. Das nachfolgende Video der Entwickler zeigt, wie die Technik in der Praxis funktioniert.

Soundwave nutzt dabei den sogenannten Doppler-Effekt, um die Bewegungen des Anwenders zu erkennen und umzusetzen. Nach der Definition von Wikipedia: "Als Dopplereffekt (auch Doppler-Effekt) bezeichnet man die Veränderung der wahrgenommenen oder gemessenen Frequenz von Wellen jeder Art, während sich die Quelle und der Beobachter einander nähern oder voneinander entfernen, sich also relativ zueinander bewegen." Ein weiterer Vorteil ist, dass die Soundwave mit jeder Anwendung zusammenarbeiten kann, ohne speziell für Soundwave optimiert worden zu sein.

Google Chrome mit Webcam-Unterstützung

Seit der Version 21 des Google Chrome-Browsers darf eine neue integrierte Schnittstelle (getUserMedia API) direkt und ohne Plugin - dank HTML 5 - auf die Webcam und Kamera des Systems zugreifen. Google möchte damit den Echtzeit-Kommunikationsstandard WebRTC (Real-Time Communications) die Pforten öffnen: Ziel des Projektes ist es, qualitativ hochwertige Audio- und Video-Kommunikation über das Web zu ermöglichen. Neben Google unterstützen auch Mozilla (Firefox) und Opera die Entwicklung.

Die Website Macix Xylophone geht noch einen Schritt weiter und zeigt, was über die Schnittstelle noch möglich ist: Per Hand lässt sich ein eingeblendetes Xylophon bedienen und erinnert damit stark an Microsofts Kinect. Das besonderes ist, dass weder ein spezielles Plugin oder Tool, noch eine besondere Kamera vonnöten ist, um die dargestellten Elemente zu steuern.

Ringbow: Ein Ring sie zu steuern

Das amerikanische Team //www.ringobw.com:Ringbow möchte mit seinem gleichnamigen Ring die Bedienung von Touchscreens verbessern, besonders mobile Games sollen von der alternativen Steuerung profitieren. Der Anwender steckt sich den Ring an den Finger und erhält dadurch eine Kombination aus Maus und herkömmlichen Gaming-Controller. Über das Steuerkreuz (D-Pad für insgesamt 9 Richtungen) lassen sich Eingaben durch Tastendruck bestätigen, Bewegungssensoren im Inneren helfen ebenfalls bei der Navigation oder beim Daddeln.

Ein integrierter Akku soll einen 5-Stunden-Betrieb ermöglichen. Die Datenübertragung erfolgt über Bluetooth. Für die Realisierung und der dmait zusammenhängenden Finanzierung setzte das Entwicklerteam auf Crowdfunding durch das Portal Kickstarter und durfte sich im Juli mit rund 135.000 gesammelten US-Dollar an die Umsetzung machen - angesetzt waren lediglich 100.000 Dollar. Folgendes Video erläutert die Funktionsweise des Rings.

Für Bastelfreunde: Touch nachrüsten

Wer bereits über ein Notebook oder PC verfügt und ungern noch weiteres Geld für ein Tablet oder All-in-One-Computer ausgeben möchte, für den gibt es eine weitaus günstigere Alternative - den aktuellen Bildschirm mit einem Touchscreen nachrüsten oder ersetzen. Hierfür muss aber auch viel Bastellaune, Geduld und etwas Know-How vorhanden sein.

Die mit Sicherheit schnellste Möglichkeit zu einem berührungsempfindlichen Display zu kommen ist die, sich einen Touchscreen-Rahmen auf den aktuellen Bildschirm zu montieren. Ohne Werkzeug klemmen Sie eine Glasplatte auf Ihren Monitor, verbinden den Rahmen per USB mit Ihrem System und erhalten so relativ schnell einen All-in-One-PC. Hier hat sich beispielsweise der Hersteller Mymultitouch auf derartige Rahmen spezialisiert und liefert bei Bedarf sogar Displaydiagonalen von bis zu 300 Zoll (knapp 8 Meter). Problem dabei ist, dass der Einbau sorgfältig und präszise erfolgen muss, damit die spätere Fingereingabe korrekt erkannt wird. Mit Reaktionszeiten von 5 bis 10 Millisekunden hängen Befehle aber auch oft etwas nach. Nichtsdestotrotz stehen Ihnen Multitouch und auch die Eingabe über Stifte zur Verfügung, da der Rahmen die Eingaben über optische Sensoren erfasst.

Wer darauf verzichten und gleich einen "richtigen" Touchscreen verbauen möchte, für den gibt es zahlreiche Touchscreen-Displays im Internet. Hierfür müssen Sie allerdings Ihr Gerät (Notebook oder PC-Monitor) aufschrauben, das alte Display entfernen und das neue einfügen - die Kontakte dabei wieder zusammen zu löten ist dabei oft ein Muss. Ein Nachteil ist auch der Verlust der Garantie, die beim Öffnen des Gehäuses verloren geht. Der Ersatz des Display ist mit Sicherheit die schönste, aber auch riskanteste Art und Weise, einen Touchscreen nachzurüsten. Schon für rund 60 Euro gibt es die Displays zu kaufen. Der amerikanische Blog jkkmobile.com demonstriert in einem Video am Beispiel eines Asus-Eee-Netbooks, wie das Display getauscht wird.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt. (mhr)