VPNs per Stern oder vermascht aufbauen

So finden Sie die richtige Netzarchitektur

26.11.2009
Von Detlev Flach

Grenzen der Standleitung

Vor allem bei einer Any-to-any-Struktur wird die eingeschränkte Praktikabilität von Standleitungen schnell deutlich. Denn mit jedem zusätzlichen Punkt steigt die Zahl der erforderlichen Leitungen exponentiell. Auch sind mit jeder Standleitung jeweils zwei neue Anschlüsse an den beiden Endpunkten der Leitung einzurichten. Bei einem MPLS-Netz erfordert jeder neue Standort hingegen nur einen zusätzlichen Anschluss. Hier stellt sich schnell die Kostenfrage. Doch auch bei der Hub-and-Spoke-Architektur entscheidet die Zahl der Außenstellen über die jeweils adäquate technische Grundlage. Kommen etwa Standleitungen zum Einsatz, muss für jeden angeschlossenen Standort an der Zentrale ein neuer Anschluss gelegt werden. Auch hier empfiehlt sich MPLS ab einer gewissen Anzahl angeschlossener Standorte.

Im zweiten Schritt sollte der Provider für den Anwender prüfen, wie sich die Netzversorgung an den einzelnen Standorten und vor allem an der Zentrale gestaltet. Liegt die Firmenzentrale mit Rechenzentrum etwa in einem ländlichen Gebiet mit unzureichender Netzabdeckung, dürfte es schwierig werden, viele Standleitungen einzurichten. In solchen Fällen bietet es sich an, einen zentralen Internet-Zugang im Rechenzentrum des Providers einzurichten, über den alle Niederlassungen samt Zentrale ins Internet gehen. So kann der Datenverkehr zur Zentrale auf die wesentlichen Aufgaben wie etwa den Austausch von Kundendaten reduziert werden.

Sind alle wesentlichen Kriterien erfasst, ist die passende Technik und Netzstruktur meist schnell ausgewählt. Da sich beide Strukturen gut kombinieren lassen, verlaufen die Grenzen zwischen beiden Modellen in der Praxis oft fließend. Der IT-Verantwortliche hat die Möglichkeit, für einzelne Anwendungen im Netz jeweils eigene Kriterien und Kommunikationswege festzulegen. "Inzwischen lassen sich über ein und dieselbe Infrastruktur zwei vollständig getrennte Netze betreiben", sagt Goronzy. "Über einen Router läuft sowohl das dezentrale Netz für VoIP und Datenaustausch als auch ein zweites mit zentraler Struktur, etwa für eine Datenbanklösung oder SAP."

VPN-Entscheidungskriterien

Der Netzbetreiber muss im Voraus klären, welche IT-Aufgaben auf die einzelnen Standorte innerhalb des Netzverbunds zukommen.

• Wo befinden sich wichtige File-Server?

• An welchen Standorten sind zentrale Anwendungen angesiedelt?

• Reicht ein zentraler Mail-Server, oder ist es sinnvoller, die einzelnen Standorte mit eigenständigen Servern auszustatten?

• Welche Anforderungen muss die IT zukünftig erfüllen? Ist die Einführung neuer Anwendungen geplant?