Zeit zum Geben

So engagieren sich IT-Profis

23.12.2010
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Ehrenämter müssen passen

IT-Administrator Alexander Beck arbeitet Vollzeit bei der JW Froehlich Maschinenfabrik in Leinfelden-Echterdingen. Nebenbei engagiert er sich im örtlichen Sportverein SV Hardt, einem Stadtteil von Nürtingen. "Ich spüre eine Verantwortung für die Gemeinde", sagt der 40-Jährige. Daher steckt der Familienvater rund fünf bis sieben Stunden jede Woche in die Jugendarbeit des Vereins. Die Zeit ist nicht verloren. Letztens schaffte er es durch seinen ungebrochenen Einsatz, eine Sektion Boule in dem Verein zu gründen. Gern erinnert er sich auch an einen internationalen Jugendaustausch mit Japan. Und daran, wie sehr dadurch der Horizont aller Beteiligten erweitert wurde - weit über den Sport hinaus.

Auch das kann das Ehrenamt leisten. Man gibt nicht nur etwas, man bekommt auch viel zurück. "Früher hat man Gutes getan, um in den Himmel zu kommen", sagt Ursula Erb, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen. Heute wollen die Leute mehr: sich selbstverwirklichen, Kontakte knüpfen und Anerkennung in ihren Kreisen bekommen. Erb: "Wenn sich die Frau des Bürgermeisters engagiert, dann möchte man auch mit dabei sein."

Entscheidend ist, ein individuell passendes Ehrenamt zu finden und nicht nur etwas zu tun, weil man glaubt, einfach irgendwo in Charity machen zu müssen. "Wer schon beim dritten Einsatz das Gefühl hat, da muss ich heute schon wieder hin, ist bei dieser Tätigkeit fehl am Platz", weiß Erb, die in der Freiwilligenagentur in Ingolstadt viel direkten Kontakt mit Ehrenamtlichen hat.

Wer eine maßgeschneiderte Freiwilligenarbeit für sich sucht, wird online fündig. Unter ehrenamtsportal.de bekommt man einen guten Überblick. Zudem bieten verschiedene Organisationen von der Caritas bis zur Aktion Mensch Suchmaschinen an, in denen zahlreiche Angebote für Freiwilligenarbeit zu finden sind. In der Maske einfach die eigene Postleitzahl und eventuell noch die Art der gewünschten Tätigkeit eingeben, schon erscheinen passende Aufgaben auf dem Bildschirm. Wer bereits weiß, in welchem Bereich er sich engagieren will, lässt sich am besten persönlich bei der Hilfsorganisation seiner Wahl beraten.

Lieber überschaubare Projekte als lebenslanges Engagement

Die Sorge, sich damit auf Jahre oder Jahrzehnte festzulegen, ist unbegründet. Der Trend geht weg vom lebenslangen Engagement und hin zu überschaubaren Projekten mit kurzer Dauer. Und es muss auch nicht immer gleich das Ehrenamt im großen Stil sein. "Es wird immer schwerer, Leute zum Butterbrote schmieren oder Biertische aufstellen zu bekommen", berichtet Erb. Anspruchsvolle Tätigkeiten wie die Telefonseelsorge oder die Arbeit in Hospizen dagegen verzeichnen immer mehr Zulauf.

Egal, welche Art des Einsatzes man bevorzugt: Gutes zu tun bringt auf jeden Fall was - nicht nur für sich persönlich, sondern möglicherweise auch für die eigene Karriere. Denn das private Engagement geht keineswegs auf Kosten des Jobs - im Gegenteil. Laut Studie "Ehrenamt und Erwerbsarbeit" leisten Ehrenamtler häufiger Überstunden als andere Beschäftigte. "Mit dem Engagement zeigt man der Firma seine Einsatzfreude und sammelt Kompetenzen, die man auch im Job einbringen kann", sagt BBE-Geschäftsführer Klein. Kontaktfähigkeit, Teamgeist und Verantwortungsbereitschaft gehören schließlich zu den viel gefragten Soft Skills, die Unternehmen unentwegt fordern. "Jemand, der sich privat engagiert, wird das auch beruflich tun", glaubt auch IT-Administrator Beck. "Ehrenamtliches Engagement bringt etwas fürs Leben."

Davon ist auch Sharepoint-Berater Hildebrandt überzeugt. Er erinnert sich an einen Sondereinsatz im Winter 2005, als im Münsterland das Schneechaos ausgebrochen war. Mit seinem Team hat er damals viele ältere Menschen zu Hause aus ihren Wohnungen befreit und in die beheizte Mehrzweckhalle gebracht. "Viele der Menschen haben sich so über uns gefreut, dass sie Tränen in den Augen hatten", erzählt Hildebrandt bewegt. "Auch der dankbarste Kunde im Job kann mir dieses Gefühl nicht geben."

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