Fallstricke Preis und Leistung

So beugen Sie Kostenrisiken bei Projekten vor

08.12.2010
Von 


Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Warum bei dynamischen Projekten vertragliche Regelungen unverzichtbar sind, sagen Dr. Jochen Notholt und Dr. Jan Geert Meents.
Foto: Falko Matte_Fotolia.com

Zu Beginn eines IT-Projektes führt die Anfangseuphorie der Beteiligten oft dazu, vertraglichen Regelungen nur wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Welche Auswirkungen diese Haltung für den Verlauf eines IT-Projektes, insbesondere für die Entwicklung von Preis und Leistung, haben kann, zeigt unser Beitrag auf.

Ein mittelständischer Automobilzulieferer entschließt sich zur Einführung eines ERP-Systems. Das Unternehmen betraut deshalb einen Dienstleister mit der Einrichtung eines Standardsystems sowie dessen Weiterentwicklung und Wartung. Alle Vorkehrungen für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes scheinen getroffen: Die Anforderungen an die Weiterentwicklung der Software sind bereits definiert, und ein Standardsystem wird zügig ausgewählt. Auch die Budgetfrage wird geklärt: Neben einem Festbetrag zu Beginn wird eine laufende Zahlung für die Weiterentwicklung und Wartung vereinbart. Das passt in den Budgetrahmen des Kunden und entspricht ebenso den Gewinnerwartungen des Anbieters.

Dennoch steht das Projekt nun nach mehreren Jahren erfolgreicher Projektarbeit plötzlich vor dem Aus. Die Folge: beide Vertragspartner halten ihre jeweiligen Leistungen zurück und streiten sich über jede Kleinigkeit. Die Fronten scheinen derart verhärtet, dass neben dem Projektstillstand nun eine langwierige und kostspielige rechtliche Auseinandersetzung droht.

Wie sich im Nachhinein schnell herausstellt, ist der lückenhafte Projektvertrag die eigentliche Ursache des Problems. Für den Fall einer dynamischen Entwicklung des Projektes waren die Regelungen zu grob getroffen. Damit haben die Vereinbarungen bei Projektstart dessen dynamischen Verlauf nicht genau genug geregelt. Die Weiterentwicklung und Individualisierung der Software waren aufwendiger als ursprünglich geplant. Die anfänglichen Schätzungen haben sich mit der Zeit als völlig unzureichend erwiesen.