Stiftung zusammen mit SAP gegründet

SNI in China: Späten Einstieg mit Wachstumsplus ausgleichen

17.05.1996

Als China allmählich begann, sich westlichen Produkten und Dienstleistungen zu öffnen, beschäftigte sich die gesamte deutsche Wirtschaft vornehmlich mit dem Wiedervereinigungs-Boom. Deutsche Direktinvestitionen in Höhe von 800 Millionen Mark in den Jahren 1979 bis 1994 stehen einem Betrag von acht Milliarden Mark gegenüber, die Firmen aus den USA und Japan jeweils im gleichen Zeitraum in das Reich der Mitte transferierten.

Im IT-Markt führte dieses Mißverhältnis dazu, daß Unternehmen wie Fujitsu, Hewlett-Packard oder Compaq derzeit feste Größen in China sind. Deutsche Hersteller wie SNI hingegen, neben SAP vielleicht der einzige hiesige IT-Anbieter, der im Konzert der weltweit größten Hersteller mithalten kann, spielen in China derzeit die zweite Geige.

Doch die Manager des eigenen Angaben zufolge größten europäischen IT-Anbieters haben die Hände nicht in den Schoß gelegt. Zehn Millionen Mark hat das Mutterhaus in München der chinesischen Niederlassung in Peking für Investitionen im Geschäftsjahr 1996/97 versprochen. Einen gewichtigen Anteil an dieser Entscheidung dürften die prognostizierten Zuwachsraten geschafft haben. Das IT-Geschäft, so die Marktforscher von Dataquest, wird in China bis zur Jahrtausendwende mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von rund 29 Prozent auf ein Volumen von mehr als elf Milliarden Dollar ansteigen. SNI China hofft daher, mit rund 60 Prozent Wachstum per annum überdurchschnittlich zulegen zu können. Mit Aufträgen von Behörden, verschiedenen Banken und Verkaufshäusern hat sich die fernöstliche SNI-Dependance in den vergangenen Monaten die Basis dafür geschaffen, um die angestrebten Ziele auch erreichen zu können. Zu den Kunden, für die SNI überwiegend Aufgaben eines Systemintegrators übernimmt, zählt auch der Westbahnhof in Peking. SNI installierte dort die gesamte DV im Wert von rund 1,8 Millionen Dollar.

Derzeit wächst SNI China noch von einer dünnen Basis aus. Im letzten Geschäftsjahr wurden lediglich fünf Millionen Dollar umgesetzt - mit steigender Tendenz allerdings. Den Erfolg soll auch eine zusammen mit der SAP AG gegründete Stiftung bringen. Die Organisation wurde von beiden Partnern mit einem Etat von zehn Millionen Mark ausgestattet, der vor allem dazu dienen soll, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen in Form von Bereitstellung kostenloser Hard- und Software sowie Schulungen zu unterstützen. Ziel ist, wie es in Shanghai weiter hieß, aber auch, in der Volksrepublik China den derzeit noch vernachlässigten Bereich der Wirtschaftwissenschaften zu stärken.