Keine eigene Bertriebsaktivitäten

SNI gibt den Mittelstand an die Werksvertreter ab

26.06.1992

HAMBURG (bk) - Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI), München, lagert die gesamten Vertriebsaktivitäten im Mittelstand aus. Fortan soll diese Klientel von sogenannten SNI-Werksvertretungen betreut werden. Als erster Partner in dem geplanten flächendeckenden Händlernetz nahm jetzt das Hamburger Svstemhaus GOS den Betrieb auf.

Das sich SNI von den eigenen Vertriebsaktivitäten im Mittelstand verabschiedet, deutet nach Ansicht von Branchenkennern darauf hin, daß sich die Münchner übernommen haben. SNI-Vorstansmitglied Heinz-Dieter Wendorff verkündete die SNI-Lesart: "Als Global Player können wir über die Werksvertretungen diese Klientel künftig besser bedienen und mehr Marktanteile gewinnen." Auch sei es schon zu ehemaligen Nixdorf-Zeiten die Idee gewesen, den Mittelstand auch von Mittelständlern betreuen zu lassen.

Unterstützt wurde Wendorff von Hartmut Bahr, Gründer und Geschäftsführer Gesellschafter der GOS Gesellschaft für Organisiation und Systemberatung mbH: "Einer allein kann heute diesen komplizierten Markt nicht mehr bedienen."

Mit 80 Mitarbeitern - rund die Hälfte davon kam von der Region Nord der SNI - wird Bahr, der dir GOS vor rund vier ahren als Systemhaus mit Schwerpunkt auf Siemens-Hard- und -Software aus der Taufe hob, nun die gesamte mittelständische SNI-Klientel im norddeutschen Raum betreuen. Der Kundenstamm wurde bereits auf die GOS übertragen. Mit der Betreuung von nunmehr rund 900 Kunden will der Hamburger im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von gut 25 millionen Mark erziehlen.

Der "erstgeborenen" Werksvertretung in Hamburg werden in den kommenden Wochen in den alten Bundesländern laut Wendorff noch rund 14 folgen. Bis zum September soll das flächendeckende netz stehen, danach will SNI ähnliches in Europa versuchen. Ausgenommen bleiben vorerst die neuen Bundesländer. Wendorff: "Dort muß sich der Mittelstand erst noch herausbilden."

Vor dem Hintergrund eines weiteren Stellenabbaus - SNI beschäftigt gegenwärtig etwa 50600 Mitarbeiter und spricht von 3000 Mitarbeiternm die in den kommenden zwei Jahren freigesetzt werden sollen - mache die Aktion durchaus Sinn, urteilen Siemens-Kenner.

Zu den geplanten Personalkürzungen erklärte Wenndorff: "Jedes Unternehmen ist jährlich gefordert, die Kosten zu überprüfen. SNI macht da keine Ausnahme."