Small Blue

19.08.1988

Daß das heimliche Vorbild von Heinz Nixdorf selig und seinem Erben Klaus Luft drei Buchstaben und sein Hauptquartier in Armonk hat, ist der DV-Branche schon seit längerem mehr als eine bloße Ahnung.

Wie einst John R. Opel die Parole ausgab, die IBM müsse mit der Branche wachsen und somit ihren Umsatz binnen zehn Jahren vervierfachen, so tönt heute Luft, in fünf Jahren werde Nixdorf eine 10-Milliarden-Mark-Firma sein. Das bedeutet, wie einst bei Big Blue, eine Wachstumsrate von 15 Prozent.

Nun ist bekannt, daß die einstige Rechner-Verleihanstalt IBM seit vielen Jahren nicht mehr so viele Neukunden aufgetan hat, daß sie

damit trotz Preisverfalls 15 Prozent mehr Einnahmen hätte erzielen können. Daher trieb sie die Mieten dermaßen in die Höhe, daß der Kauf wirtschaftlicher wurde. Die erwünschte Folge: Das Unternehmen verkaufte viel mehr Rechner, als es installierte. Die dadurch generierten Umsatzsteigerungen sicherten das Wohlwollen der Börse.

Die Sache hatte allerdings einen Pferdefuß: Als die Bestände an Mietmaschinen zur Neige gingen, wurde das verminderte Wachstumstempo um so deutlicher erkennbar. Im Fall IBM halfen externe Faktoren wie Währungsvorteile, den Schein zu wahren und die Umsatzkurve nicht durchhängen zu lassen.

Auch bei Nixdorf ist der Vorrat an Mietmaschinen zum großen Teil "verbraucht". Um die Gehälter der immer noch wachsenden Belegschaft zu finanzieren, brauchen die Paderborner jetzt Neugeschäft. Luft muß beweisen, ob die verstärkten Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in das zusätzliche "Humankapital" den erhofften Effekt bringen.