MWC

Skype-Chef will schnelle Datendienste attraktiv machen

18.02.2010
Der Chef des Internettelefonie-Dienstes Skype, Josh Silverman, sprach mit der Deutschen Presse-Agentur dpa auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona über schnelle Datendienste und Probleme seines Unternehmens mit Mobilfunk-Anbietern.

Auszüge aus dem Interview im Wortlaut:

Sie kündigten vor einem Jahr an, Skype auf alle möglichen Geräte für alle Lebenslagen bringen zu wollen. Bisher sahen wir nur Fernseher mit Skype-Software und hier in Barcelona die Partnerschaft mit dem US-Mobilfunkkonzern Verizon Wireless. Was hält Sie auf?

Silverman: Ich denke, dass wir in dem Jahr gute Fortschritte gemacht haben. Der Anteil von Skype an internationalen Gesprächen stieg von acht auf zwölf Prozent. Wir schlagen jetzt mehr Videotelefonie-Minuten um als jeder andere Wettbewerber an Sprachtelefonie hat. Und der Deal mit dem größten amerikanischen Mobilfunk-Anbieter Verizon Wireless ist für uns ein Durchbruch auf dem Weg in die Handy-Netze.

Andererseits haben sie Probleme mit vielen anderen Mobilfunk-Anbietern, die Skype nicht in ihre Netze lassen wollen?

Silverman: Wir finden, jeder Verbraucher mit einem Datentarif hat das Recht, selbst zu bestimmen, welche Daten er damit verschickt. Wir liefern einen Dienst, der für die Verbraucher eine Datenverbindung sinnvoll macht. Viele Mobilfunk-Konzerne blockieren hingegen unseren Dienst in ihren Netzen. Und sie führen millionenschwere Lobbys ins Feld, damit das so bleiben kann.

Ist es aber fair, wenn die Telekom-Konzerne Milliarden in ihre Netze investieren und die Kunden dann über Skype kostenlos telefonieren können?

Silverman: Es ist ja nicht kostenlos. Man muss erst beim Mobilfunk-Anbieter einen Datentarif kaufen. Und stellen Sie sich vor, zum Beispiel die Stromkonzerne hätten gesagt, wir wollen kein reiner Versorger sein, das ist ein schlechtes Geschäft. Von nun an laufen mit unserem Strom nur noch Kühlschränke und Waschmaschinen, die wir selbst hergestellt oder verkauft haben. Wären dann jemals moderne Verbrauchergeräte erfunden worden?

Spielt Ihnen der UMTS-Nachfolgestandard LTE in die Hände, bei dem alle Handy-Gespräche über Internettelefonie-Protokoll laufen werden?

Silverman: LTE wird zum Beispiel auch Video-Telefonate unterwegs erleichtern. Niemand wacht morgens auf und sagt, ich will LTE haben. Die meisten Leute wissen noch nicht einmal, was LTE ist. Aber sie wollen Dienste wie YouTube oder Skype auf ihren Handys nutzen - und damit machen wir die Technologie für sie attraktiv.

Das Online-Netzwerk Facebook hat heute 400 Millionen Nutzer und wächst schnell. Sollte Facebook einen Dienst einführen, über den man seine Freunde anrufen kann - was würde aus ihrem Geschäft?

Silverman: Bei Skype liefern wir punktuelle Verbindungen mit Menschen, die einem wichtig sind. Unseren Nutzern geht es weniger um lange Listen von Leuten, die sie kennen. Außerdem ist es gar nicht so einfach, reibungslose Internet-Kommunikation auf die Beine zu stellen. Wir haben abertausende Stunden Entwicklerarbeit investiert und haben dadurch mehr als 500 Millionen Kunden gewonnen.

Gespräche zwischen Skype-Nutzern sind kostenlos. Ist das nicht ein schlechtes Geschäftsmodell?

Silverman: Überhaupt nicht. Wir verschenken etwas, was uns nichts kostet - und kriegen dafür 300.000 neue Kunden pro Tag. Und ihnen können wir dann für Geld zusätzliche Dienste anbieten.

Die Fragen stellte Andrej Sokolow von der dpa.