Skalierbare Leistung ohne komplexes Tuning Unisys bohrt die Datenberge mit neuen Parallelrechnern an

05.05.1995

PARIS (ls) - Unisys bringt Parallelrechner mit einer neuartigen skalierbaren und offenen Architektur sowie mit optimierter Betriebssystem-Software auf den expandierenden Multiprozessor- Markt. Mit einem neuen Dienstleistungsbereich will das Unternehmen von einem vielversprechenden Trend profitieren.

Das Angebot von Unisys zum "Data Mining" in wertvollen, aber undurchsichtigen Datenbergen heisst hardwareseitig "Open Parallel Unisys Server" (Opus), hervorgegangen aus einer langjaehrigen Gemeinschaftsentwicklung mit Intel. Ein Server-Chassis besteht aus acht bis 64 Pentium-Prozessoren, derzeit mit 60 Megahertz getaktet. Schnellere CPUs sollen folgen und sich mit den langsameren mischen lassen. Die kleinste Konfiguration mit acht Prozessoren, 40 GB Festplatte und Systemsoftware kostet umgerechnet rund eine Million Mark.

Die CPUs ("Nodes") sind nach dem Konzept "Shared Nothing" aufgebaut; das heisst, jeder Prozessor hat seinen exklusiven Arbeitsspeicher und, per "Naming", eine eigene Festplatte. Der Arbeitsspeicher betraegt 32 bis 64 MB pro Node, der ausserdem minimal 1 GB Festplattenkapazitaet beansprucht. Die Nodes haben je ein 10BaseT-Ethernet-Interface und Fast-Wide-SCSI-2. Anschluesse fuer FDDI und Token Ring erfolgen ueber den Front-end-Prozessor. Zum internen Datentransfer verwenden Opus-Rechner Intels "Mesh"- Technik.

Konstanter Zuwachs an Leistung durch Ausbau

Die exklusive Zuordnung von Arbeitsspeicher und Plattenkapazitaet bewirkt nach Angaben von Unisys, dass ein Einbau von weiteren Nodes nicht zu einer immer flacheren Steigerung der Gesamtleistung eines Systems fuehrt, wie es sonst bei parallelen Systemen der Fall ist.

Die Parallelrechner laufen unter einer Unix-Version, die zusammen mit Novell auf Basis von SVR4/MP entwickelt wurde. Das Derivat entspricht allen Unix-Standards, wodurch saemtliche fuer SVR4/MP- Systeme geschriebenen Anwendungen ohne zusaetzliche Anpassungen auf dem Opus-Derivat laufen. Angepasste Applikationen verbessern eine Spezialitaet der Unisys-Novell-Entwicklung: Dieses uebernimmt die Verwaltung der Ressourcen und verteilt automatisch die Aufgaben auf die Prozessoren, wobei deren Auslastung entsprechend den aktuellen Anforderungen staendig neu optimiert wird. Das Ergebnis dieser (auch partiell abschaltbaren) Automatik ist es, dass sich das System nach aussen wie ein Ein-Prozessor-System darstellt ("Single System Image", SSI) sowie keine der bei Parallelrechnern notwendigen und aufwendigen Aufgabenzuordnungen auf Nodes verlangt.

Softwareseitig findet Opus derzeit die Unterstuetzung von rund 25 Anbietern. Einer der wichtigsten ist dabei die Oracle Corp. mit ihrer Datenbank. Mit weiteren Software-Unternehmen, vor allem den Herstellern relationaler Datenbanken, steht Unisys in Verhandlungen, moechte aber keine Details bekanntgeben.

Das Konzept der Offenheit hat bei Opus zwei nicht gerade alltaegliche Seiten: Andere Anbieter koennen erstens von Intel und Unisys die verwendeten Hardwarekomponenten kaufen. Zwei Auftraege will Unisys schon bekommen haben. Unisys und Novell lizenzieren zweitens das Unix-Derivat SVR4/MP-Opus und damit die SSI-Technik.

Parallel zur Einfuehrung des Opus-Systems stellt Unisys einen speziellen "Decision Support Service" auf die Beine. Dessen Auftrag geht ueber Beratung, Installation, Systemintegration und Service hinaus. In der Gruppe sind auch "DV-Mineure", die die Datenberge der Kunden analysieren und mit dem Ziel Decision- Support fuer eine angemessene Einbettung der Opus-Systeme in eine DV-Organisation sorgen sollen.