Sixt mixt Linux, Cobol und XUL

14.12.2005
Von Rainer Doh

Der Zugriff auf die Tabellen der Informix-Datenbank erfolgt über ein Data Dictionary, in dem Felder und Tabellen definiert werden; die Zugriffsmodule werden aus dem Dictionary in Cobol generiert. Die Geschäftslogik besteht aus einer Vielzahl von Methoden, die vom gefilterten Zugriff auf Tabellen - "zeige alle per Internet buchbaren Stationen" - bis zur Kalkulation eines kompletten Leasingvertrags reicht. Der hierarchisch strukturierte Komplex ist ganz in Cobol geschrieben und wird mit "Server Express", der Cobol-Entwicklungsumgebung von Micro Focus, für die Linux-Plattform kompiliert.

Die Techniken

  • XUL (XML User Interface Language): auf XML aufbauende Beschreibungssprache für grafische Benutzeroberflächen;

  • PHP (Hypertext Preprocessor): Server-seitig interpretierte Skriptsprache unter anderem für Windows, Linux, Mac OS X. Die Open-Source-Software hat eine an "C" beziehungsweise "Perl" orientierte Syntax und eignet sich vor allem für das Erstellen dynamischer Web-Seiten;

  • Mozilla: Open-Source-Web-Browser mit XUL-basierter Oberfläche und plattformunabhängiger Engine;

  • Cobol (Common Business Oriented Language): weit verbreitete, höhere Programmiersprache, die sich insbesondere für kaufmännische Aufgabenstellungen eignet.

Im Unterschied zur bisher auf Zeichen basierenden Vermietungssoftware verfügte die Leasing-Applikation schon seit einiger Zeit über ein mit Powerbuilder realisiertes grafisches Benutzer-Interface. Powerbuilder war allerdings durch seine enge Bindung an Windows nicht für den Web-Einsatz geeignet, so dass Sixt beim Ausbau des grafischen Interface für alle Anwendungen auf andere Techniken zurückgreifen musste. "Die Internet-Fähigkeit der Clients ist für uns sehr wichtig, weil ein wachsendes Netz von Usern auf unsere Software zugreift", erklärt Effenberger. "Per Internet können wir den Benutzern ohne Aufwand, ohne Installation und ohne hohe Lizenzkosten Zugang zu den Applikationen bieten." Mittlerweile greifen weltweit mehr als 1500 Benutzer in den Sixt-Stationen sowie den Partnerunternehmen auf die Anwendungen zu.

Drei Techniken für grafische Clients

Das neue Release basiert hinsichtlich der Oberflächenprogrammierung nur noch auf Javascript, PHP (Hypertext Preprocessor) und XUL (XML User Interface Language), der Beschreibungssprache für Windows-ähnliche Oberflächen. Damit benötigt Sixt für die Anwendungsentwicklung einschließlich Web-Applikationen lediglich drei Techniken: Cobol für die Abbildung der Geschäftslogik, PHP für Web-Server-Logik und jegliche Internet-Software sowie XUL und Javascript für die Darstellung des Interface.

Windows-Optik kombiniert mit Web-fähigkeit

"Wir hätten die Oberfläche auch nur mit PHP schreiben können", räumt Effenberger ein. Damit hätte man sich aber auf die grafischen Möglichkeiten von HTML beschränken müssen. Mit XUL sehe die Oberfläche aus wie bei Windows, und dennoch blieben die Frontends voll Internet-fähig. Die Client-Applikation läuft dabei nicht im Browser, sondern auf der Mozilla-Engine; sie ist in Javascript geschrieben und verwendet dabei die von XUL vorgegebenen Definitionen. Sobald die Software Daten oder Geschäftsmethoden benötigt, kommuniziert sie mit einem PHP-(Web-)Server, der wiederum auf ein paar tausend Geschäftsmethoden in Cobol zugreift. Für den Austausch zwischen Cobol und PHP wurde ein spezielles Interface geschrieben.