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Site-Finder-Betreiber Verisign gesteht Fehler ein

11.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem die Domain-Verwaltungsorganisation Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) der amerikanischen Firma Verisign im Oktober gezwungen hatte, den Domain-Service Site Finder abzuschalten, hebt das in die Schusslinie geratene Unternehmen die Vorzüge des Dienstes hervor. Site Finder präsentierte eine spezielle Verisign-Seite, wenn Web-Surfer falsche oder nicht vergebene .com- und .net-Adressen eingetippt hatten.

Verisign präsentierte den verirrten Internet-Usern über Site Finder eine Web-Seite mit Suchmaschine und gesponsorten Links von Versign-Kooperationspartnern. Mitte September ging der Service ans Netz, am 4. Oktober wurde er wieder abgeschaltet.

"Nicht der Service selbst, sondern die Kommunikation mit der Internet-Community war das Problem", so Marcus Ross, Vice-President und Deutschland-Chef von Verisign in Berlin gegenüber der COMPUTERWOCHE. So habe sein Unternehmen nur wenige Tage vor Inbetriebnahme des Dienstes die Icann informiert - zu knapp, um mögliche Auswirkungen des Service zu untersuchen. Schon kurz nach dem Start des Systems entrüsteten sich Internet-Service-Provider über Beeinträchtigungen ihrer Spam-Filter. Diese Systeme prüfen, ob die Domain eines Versenders existiert, was bei Müll-Nachrichten oft nicht der Fall ist. Statt der üblichen Fehlermeldung, die auf Spam hindeutet, lieferte Site Finder nun eine spezielle Suchseite zurück (Computerwoche online berichtete).

Verisign musste sich der Icann-Anordnung beugen, da die Firma Kraft eines Vertrags mit der Internet-Aufsichtsorganisation als "Registry" die Domain-Datenbanken für .com und .net betreibt. Nach Auffassung von Experten innerhalb der Organisation hatte Verisign Site Finder eigenmächtig freigeschaltet. Zudem habe es eine potenzielle Gefahr für die Stabilität des Internet dargestellt. Das sieht Verisign anders: "Es hat schon früher Navigationsdienste gegeben. Site Finder hat deshalb Diskussionen ausgelöst, da er auf die weit verbreiteten .com- und .net-Domains angewendet wurde", bemerkt die Firma in einer Stellungnahme. Ferner hätten sich Vermutungen über negative Auswirkungen auf das Internet als unwahr erwiesen. Nach Überzeugung von Deutschland-Chef Ross sollte sich Icann nicht nur als Regulierungsbehörde für das Web verstehen, sondern auch als eine Organisation, die Innovationen fördert. Mit letzterer Aussage begegnet das Management solchen Kritikern,

die bemängelten, dass Verisign als Registry über den direkten Zugriff auf den Domain-Verkehr verfüge und daher wie kein anderes Unternehmen Dienste wie Site Finder ins Leben rufen könne.

Ob Site Finder jemals wieder in Betrieb gehen darf, ist noch nicht ausgemacht. Laut Verisign wird die Icann bis Januar 2004 das System evaluieren und dann eine Entscheidung treffen. Unterdessen appelliert der Diensteanbieter an alle beteiligten Institutionen, den notwendigen Investitionen im Internet nicht im Wege zu stehen. Zwar gäbe es mittlerweile zahlreiche Online-Angebote wie Ebay und Amazon.com, doch habe sich die Infrastruktur des Internet dagegen kaum weiterentwickelt. (fn)