Vorstand der AG legt Sanierungskonzept vor

Sind 5000 Nixdorfer demnächst ohne Job?

26.01.1990

PADERBORN (CW) - Auf der Aufsichtsratssitzung am Montag legte der Nixdorf-Vorstand seinem Aufsichtsrat einen Maßnahmenkatalog vor, der Entlassungen in Vertrieb, Entwicklung, Produktion und Verwaltung vorsieht.

Von den 4880 Arbeitsplätzen, die Nixdorf zur "Wiederherstellung der Ertragskraft" weltweit bis zum 1. Juli 1990 abbauen will, ist der Paderborner Stammsitz am stärksten betroffen. In der Produktion müssen 750 Leute gehen, im Bereich Forschung und Entwicklung 340 Mitarbeiter, in der Verwaltung 140 und im Vertrieb sollen demnächst 70 Nixdorfer zu Hause bleiben.

Wie viele Mitarbeiter an den anderen Nixdorf-Standorten um ihren Job fürchten müssen, wurde nicht bekanntgegeben, doch Sprecher Günther Cromme meinte, daß "auch anderenorts bei Produktion sowie Forschung und Entwicklung Schwerpunkte liegen" werden. Nixdorf begründet die Entlassungen in Vertrieb und Verwaltung mit notwendigen "Anpassungsmaßnahmen", die das Ziel hätten, das "Erlös-Kostenverhältnis" zu verbessern. Das schließe auch "organisatorische Veränderungen zur Straffung der Struktur ein".

Wegen des geringen Auftragsbestandes und um Herstellungskosten zu senken, haben sich die Paderborner ebenfalls entschlossen, "Überkapazitäten" in der Fertigung abzubauen. Den Forschungs- und Entwicklungsbereich trifft es deshalb ähnlich hart, weil man hier offenbar wegen der "Verringerung der Entwicklungstiefe bei offenen Systemen" die Möglichkeit sieht, Leute problemlos einzusparen. Außerdem wollen die Nixdorf-Chefs "bestimmte Entwicklungsgebiete" aufgeben oder ausgliedern. Nixdorf-Pressesprecher Cromme erklärt den Zusammenhang: "Man kann wohl davon ausgehen, daß der Bereich mit Siemens koordiniert wird."

Dieses "Maßnahmenpaket" soll laut Nixdorf-Vorstand mit der Einführung neuer Produkte auf dem Unix- und PC-Sektor sowie bei Scannerkassen einhergehen. "Wir werden in Zusammenhang mit den eingegangenen Kooperationen vor oder während der CEBIT neue Produkte ankündigen", berichtete Nixdorf-Pressesprecherin Angelika Böttcher auf Anfrage. Die Targon-Familie wolle man im Laufe dieses Jahres weiter ausbauen.

Außerdem sei geplant, die auf einem Motorola-Chip basierende Targon-31-Familie mit der kürzlich vorgestellten 68040-CPU des amerikanischen Herstellers auszurüsten.