Web

Thema des Tages

Siliziumduell zwischen Sun und Intel

02.08.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems will offensichtlich im Chipmarkt genauso neue und revolutionäre Wege gehen wie im Softwaremarkt mit der plattformunabhängigen Programmiersprache Java. Das Unternehmen stellt heute Pläne für einen Mikroprozessor vor, der mit einer neuartigen Architektur vor allem komplexe Grafiken, Sprach- und Videodaten verarbeiten kann. Der von Java-Erfinder Bill Joy ersonnene Chip hört auf den Namen "MAJC" (gesprochen wie "Magic"), kurz für "Microprocessor Architecture for Java Computing." Das Chipdesign ermöglicht nach Berichten des "Wall Street Journal" eine stark parallelisierte Datenverarbeitung, von der vor allem multimediale Daten profitieren.

Sun hält MAJC ganz unbescheiden für "die wichtigste Halbleiterarchitektur der nächsten 20 Jahre". Dank einfacher Programmierung mittels Java - natürlich laufen auch Programme in anderen Hochsprachen wie C oder C++ - sollen der Chip und seine Nachfolger eine breite Palette von Hardwareplattformen von einfachen Consumer-Geräten bis zu Internet-Servern bedienen. Die McNealy-Company erwartet, daß sich ein vollständig computeranimierter Film à la "Toy Story" in ein paar Jahren auf einem MAJC-Chip in Echtzeit erstellen läßt. Analysten beurteilen derartige Marketingsprüche allerdings vorerst noch zurückhaltend, bevor nicht am 16. August die technischen Details der neuen Architektur veröffentlicht werden.

Mit seiner Ankündigung hängt sich Sun offensichtlich ziemlich weit aus dem Fenster. Eine vollständig neue Prozessorarchitektur wird nicht alle Tage vorgestellt, und allzu viele Startups haben sich über die Jahre vergeblich daran versucht, bevor sie letztlich an mangelnder Akzeptanz scheiterten. Vor allem Platzhirsch Intel, der sich seit einiger Zeit selbst verstärkt mit Kommunikations-Chips beschäftigt, wird sich die Butter nicht ohne weiteres vom Brot nehmen lassen.

Vorerst aber läuft bei Intel alles nach Plan. Für den Spätsommer und Herbst hat der Chipgigant noch eine ganze Reihe von Neuheiten auf seiner Roadmap, die von Herstellern und Anwendern teilweise sehnlich erwartet werden. Den Anfang machen in dieser Woche schnellere Versionen des Pentium-III (600 Megahertz) und des Celeron (500 Megahertz). Alle größeren Hersteller werden zeitgleich entsprechende neue Desktops auf den Markt bringen.

Am 23. August folgt eine 550-Megahertz-Variante des speziell für Server gedachten Pentium-III "Xeon", der für die Zusammenarbeit mit dem "Profusion"-Acht-Wege-Chipsatz ausgelegt ist. Damit werden in Intel-basierten PC-Servern 2 MB Cache pro CPU, ein 100-Megahertz-Front-side-Bus und 64 GB Hauptspeicher möglich. Außerdem unterstützen der neue Xeon die Befehlserweiterung SIMD (Single Image Multiple Direction) für die schneller Bearbeitung von Multimedia-Daten.

Mitte September gibt es dann einen Leistungsschub für Notebook-Hersteller (und -Anwender), wenn die Taktfrequenz des Mobile Celeron auf 433 und 466 Megahertz gehievt wird. Am 27. September schließlich folgt der "820"-Chipsatz (Codename "Camino"), der erstmals in PCs einen 133-Megahertz-System-Bus und die schnelle Hauptspeicherarchitektur von Rambus unterstützt. Gleichzeitig debütieren erste Pentium-III-Chips mit 533 und 600 Megahertz, die mit dem schnelleren 133-Megahertz-Bus umgehen können. Dem Anwender dürfte das allerdings wenig bringen - Nathan Brockwood vom Chip-Analysten Insight 64 schätzt den Leistungsgewinn gegenüber einem gleichschnellen Prozessor mit dem guten alten 100-Megahertz-Bus auf "zwei bis drei Prozent".