Rezessionsfurcht oder Engpaß bei Spezialanlagen:

Silizium-Chips bleiben weiter rar

18.01.1980

LONDON (CW) - Zumindest die britischen Chips-Verbraucher empfinden ihre Versorgungsanlage zunehmend als schwierig. Besonders bei Mikroprozessoren und Chips für den Arbeitsspeicher ist der gesamte Industriezweig betroffen, schreibt die Financial Times in einem Bericht. Für bestimmte Typen hat sich nach Auskunft von Siemens sogar ein Schwarzmarkt gebildet.

Ferranti, einer der größten Abnehmer von Schaltkomponenten, spricht über Mindestlieferzeiten von 20 Wochen für einige Speicherteile. Von den bedeutendsten Halbleiter-Herstellern aus USA sei zu hören, daß der Auftragseingang zwar noch immer sehr hoch liege, hinter dem vergangenen Jahr aber zurückbliebe. Man fürchtet dort, daß Doppelbestellungen von Anwendern, die auf Lieferkontinuität abzielen, den Auftragsbestand aufblähen. Bei einer Rezession wie 1974 könnte die Branche durch Stornierungen einen Rückschlag erleiden.

Die angespannte Versorgungslage auf dem Halbleitermarkt ist nach Ansicht der Londoner Finanzzeitung auf die 1978, in Vorwegnahme einer möglichen Rezession, unterbliebenen Investitionen in Produktionsstätten und Anlagen zurückzuführen. Statt dessen nahm die Nachfrage im Elektronikbereich schlagartig zu, was die Halbleiterhersteller einem harten Druck zur Ausweitung ihrer Kapazität aussetzte.

Schwer oder überhaupt nicht sind nach Auskunft eines Pressesprechers der Siemens AG, München, 16 Bit-Chips und EPROMs zu kriegen. Die Halbleiterhersteller seien bei Wachstumsraten um die 15 Prozent ohne Furcht vor einem wirtschaftlichen Rückschlag bereit, ihre Fertigungskapazität auszuweiten. Der eigentliche Engpaß liege bei den in den USA zentrierten Herstellern von Spezialanlagen für die Fertigung, die mit der Produktion nicht nachkämen.