Multiprozessor-Systeme bedeuten Abschied von Vorurteilen

Silicon Graphics mit Produkten vom PC bis zum Superrechner

05.02.1993

Die Grafiksysteme baute SGI am unteren Ende der Indigo-Klasse mit der "Indigo 2" aus. Sie arbeitet mit der im November 1992 auf der Muenchner Electronica-Messe vorgestellten R4400-Mips-CPU, die mit 150 Megahertz getaktet ist. Das Grafik-Subsystem "Extreme" ist mehr als doppelt so leistungsfaehig wie das bisherige Top-Grafiksystem "Elan". Die neue Indigo- Workstation inklusive des Grafik-Subsystems soll noch im ersten Quartal 1993 ab 87 500 Mark verfuegbar sein.

Als Grafik-Toprechner fuer die bislang auf die Anwendungsbereiche Modelling, Visual Processing und 3D-Grafikberechnungen spezialisierten Kalifornier konnte SGI die "Onyx"-Modelle praesentieren. Die nach Unternehmensangaben gegenueber allen bisherigen SGI-Rechnern bis zu zehnmal schnelleren Systeme arbeiten mit den zwei ebenfalls neuen Grafik-Subsystemen "Reality Engine 2" und "VTX". Auch in diesen Rechnern sind R4400-RISC-CPUs der 100prozentigen Tochter Mips Technologies Inc. (MTI) im Einsatz. Maximal 24 dieser Prozessoren lassen sich in einem Industriegehaeuse-System nutzen, die Beistell-Workstation arbeitet mit bis zu zwei CPUs. Die Onyx-Rechner sind nach Aussagen des Unternehmens binaerkompatibel zu allen anderen SGI-Workstations.

Offensichtlich versucht SGI, die momentan recht positive Geschaeftssituation fuer weitere Attacken auf angestammte Gefilde von Hewlett-Packard (HPoder Sun zu nutzen: Dies scheint nach der Einschaetzung von Analyst Ted Krum von der D.H. Brown Associates Inc. in Port Chester im US-Bundesstaat New York zumindest fuer technische Bereiche zu gelten. Dies gaelte besonders dann, wenn 3D- Grafikfaehigkeiten gefragt seien.

Von besonderem Interesse duerfte jedoch sein, dass sich SGI eben nicht mehr nur auf seine angestammten Faehigkeiten beschraenkt, sondern zunehmend als Allround-Anbieter auftritt. In diesem Sinne stellen die Rechnerlinien "Challenge" sowie "Power Challenge" eine Ausweitung des Produktangebotes dar, das die Beduerfnisse nach skalierbaren Server-Maschinen abdeckt.

SGI-Server gibt es ab 47 000 Mark

Die Challenge-Linie unterteilt sich in die drei Modelle "Challenge XL" (zwei bis 36 CPUs), "Challenge L" (zwei bis zwoelf CPUs) sowie das Ein-Prozessor-System "Challenge M". Alle Server arbeiten mit der R4400-CPU, die mit 150 Megahertz getaktet ist. Die Rechner laufen unter dem SGI-Unix-Derivat Irix, der Entsprechung zu Unix System V.4. Die Preise der ebenfalls noch im ersten Quartal 1993 verfuegbaren Server beginnen bei 47 500 Mark und reichen bis zu 300 000 Mark fuer die XL-Modelle.

Die beiden Top-Linien der SGI-Server stellen die "Power Challenge L"- und "Power Challenge XL"-Rechner dar. Sie rechnen mit dem neuen "TFP"-RISC-Prozessor. Diese 64-Bit-CPU ist eine Neukreation aus den Mips-Werkstaetten.

Der auf einer superskalaren Architektur aufbauende Chip inkorporiert vier Millionen Transistoren und soll laut Unternehmensangaben bis zu sechs Operationen pro Sekunde inklusive zweier Lade-Speicher- sowie zweier Fliesskomma-Operationen ausfuehren. Zwischen 250 000 und 400 000 Mark muss der Kunde fuer die im Laufe dieses Jahres verfuegbaren Systeme aufwenden.

Mit Kurs auf die Milliarden-Dollar-Grenze

Auch das Finanzielle entwickelte sich bei dem Aufkaeufer der ehemaligen Mips Computer Systems erfreulich: Das zweite Quartal des Geschaeftsjahres 1993 (31. Dezember 1992) schloss SGI bei 270 Millionen Dollar Nettoumsatz gegenueber dem Vergleichszeitraum von 1991 mit einem Wachstum von 15 Prozent ab.

Netto blieben dem Unternehmen 24 Millionen Dollar, waehrend es im letzten Kalenderquartal 1991 noch 17 Millionen waren, was einer Steigerung von 41 Prozent entspricht. Unternehmens-Manager deuteten den Umsatz- und vor allem Gewinnzuwachs als Zeichen dafuer, dass SGI den Mips-Kauf gut verdaut habe.

Wie Walter Fertl, Geschaeftsfuehrer der Silicon Graphics GmbH, ausfuehrte, traegt die deutsche SGI-Dependance erheblich zum guten Gesamtergebnis bei: Im gleichen Quartalszeitraum verbuchten die Leute aus Grasbrunn bei Muenchen einen Umsatzsprung von 88 Prozent gegenueber dem Vergleichsquartal 1991. Am fuer das Geschaeftsjahr 1993 (30. Juni 1993) von SGI-CEO Edward McCracken avisierten weltweiten Umsatz von einer Milliarde Dollar hoffen die Deutschen mit 190 Millionen Mark zu partizipieren.