"Die Industrie hat das Konzept aufgegeben"

Silicon Graphics kritisiert Suns Plaene fuer die Java- Prozessoren

03.05.1996

Java in einen Chip zu packen, sei eine aeusserst schwierige Aufgabe, argumentiert Chris Rowen, Abteilungsleiter der Entwickler von Silicon Graphics Europa. Generelle Ueberlegungen zu Prozessoren fuer bestimmte Programmiersprachen habe man schon in den siebziger und achtziger Jahren angestellt, alle Versuche in dieser Richtung seien aber gescheitert.

Gegenueber dem Brancheninformationsdienst "Computergram" brachte Rowen seine Kritik auf den Punkt:

- Heute gibt es nur relativ kleine Java-Programme, die selbst auf einem abgespeckten Internet-PC ohne Muehe genutzt werden koennen.

- Java ist eine gute Programmiersprache, aber eine schlechte Hardwarebasis - viel schlechter als Intels x86-Prozessorkern. Es duerfte sehr schwer werden, alle Java-Funktionen (Veraenderungen einzelner Daten-Bytes etwa) direkt auf dem Chip ablaufen zu lassen.

- Java-Programme sind sehr kompakt, so dass sie leicht ueber Netz geladen werden koennen. Wenn die Befehle aber einmal im Hauptspeicher gelandet sind, waere ein sehr redundanter Befehlssatz e la RISC wesentlich leichter und schneller ausfuehrbar. Es ist sehr unvorteilhaft, wenn der Prozessor einen Befehl erst langwierig decodieren muss, um dann die Anweisung in einem kurzen Schritt auszufuehren.

Rowens Resuemee: Die DV-Industrie ist davon abgekommen, Prozessoren fuer bestimmte Programmiersprachen zu entwickeln, da sich Compiler und Programmiersprachen sehr schnell weiterentwickeln. Ausserdem bleibe auch die Prozessortechnik nicht stehen, neue Konzepte auf dem Chip lassen sich aber oft nur mit Weiterentwicklung auf Softwareseite ausnutzen.