Web

Siemens: Zentralvorstand Feldmayer verhaftet

27.03.2007
Der Konzern kommt nicht zur Ruhe: Nun ist der dritte Top-Manager ins Visier der Schmiergeld-Ermittler geraten.

Die Siemens-Schmiergeldaffäre hat mit der Verhaftung von Zentralvorstand Johannes Feldmayer eine neue Dimension erreicht. Der Manager sei am Dienstag in München im Zuge einer neuen Durchsuchungsaktion verhaftet worden, sagte ein Siemens-Sprecher. "Wir sind weiter an einer umfassenden Aufklärung interessiert und kooperieren voll mit der Staatsanwaltschaft." Damit wurde ein Vorabbericht des "Handelsblatts" bestätigt. Erstmals wurde damit nun ein aktiver Zentralvorstand verhaftet. Bisher waren bereits die ehemaligen Vorstände Thomas Ganswindt und Heinz-Joachim Neubürger als Beschuldigte in die Affäre verwickelt. Ganswindt saß dabei vor Weihnachten - wie nun Feldmayer - in Untersuchungshaft.

Der Großteil der Affäre dreht sich um mögliche Unregelmäßigkeiten in der früheren Siemens-Festnetzsparte Com. Die Verhaftung Feldmayers soll aber im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den früheren Siemens-Betriebsrat Wilhelm Schelsky stehen, der ebenfalls verhaftet worden war. Siemens soll mehr als 14 Millionen Euro an Beratungsfirmen des Bundesvorsitzenden der Unabhängigen Arbeitnehmervertretung (AUB) gezahlt haben. Siemens zweifelt an, ob dem entsprechende Gegenleistungen gegenüberstanden. Der Vertrag mit Schelsky war laut früheren Siemens-Angaben von Feldmayer unterschrieben worden.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bestätigte eine Verhaftung, ohne den Namen Feldmayers zu nennen, sowie Ermittlungen gegen mehrere Mitarbeiter der Siemens AG. Die Beschuldigten seien im Zusammenhang mit den Zahlungen an eine Unternehmensberatung "aus der Sicht der Staatsanwaltschaft verdächtig, sich der Untreue zum Nachteil der Siemens AG schuldig gemacht zu haben", hieß es in einer Mitteilung. Laut bisherigen Ermittlungen soll im Rahmen der gesamten Schmiergeldaffäre eine Gruppe von teils ranghohen Siemens-Mitarbeitern mindestens 200 Millionen Euro unterschlagen und im Ausland als Schmiergeld eingesetzt haben. Siemens selbst geht sogar verdächtigen Zahlungen von bis zu 420 Millionen Euro nach. Im Zuge der Affäre hat es bereits zahlreiche Durchsuchungsaktionen gegeben. Am Dienstag wurden nun erneut Standorte in München, Nürnberg und Erlangen durchsucht. (dpa/ajf)