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Siemens will Com-Sanierung schnell durchziehen

20.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Management von Siemens hofft bei der Sanierung des defizitären Kommunikationsbereichs Com auf eine schnelle Einigung mit den Gewerkschaften. Auch diese Woche würden Gespräche mit den Arbeitnehmer-Vertretern geführt, sagte ein Sprecher des Industrie- und Technikkonzerns am Dienstag in München auf Anfrage.

Unterdessen warb Siemens-Chef Klaus Kleinfeld angesichts des geplanten massiven Stellenabbaus um das Vertrauen der Beschäftigten. Die Herausforderungen seien sehr komplex und die notwendigen Lösungen schwierig und oftmals schmerzhaft, schrieb Kleinfeld in einer E-Mail an alle Mitarbeiter. "Wenn wir sie jedoch nicht angehen, werden sie nur schlimmer." Am Tag zuvor hatte er den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen in den Krisensparten des Konzerns verkündet.

Die IG Metall startete am Dienstag erste Widerstandsaktionen. Analysten äußerten sich derweil verhalten optimistisch zu den Siemens-Plänen. "Mit den gestern angekündigten Maßnahmen bei den drei Problemsparten Com, SBS und L&A macht Siemens unseres Erachtens einen (überfälligen) Schritt in die richtige Richtung", schrieb LRP-Experte Thomas Hofmann. "Der große Befreiungsschlag, den wir uns erhofft hatten, blieb allerdings aus."

Theo Kitz von Merck Finck nannte die geplanten Maßnahmen ebenfalls einen "Schritt in die richtige Richtung". Bis November wolle Siemens wohl den Umfang des Arbeitsplatzabbaus bei Com bekannt geben. Societe-Generale-Analyst Fabrice Theveneau hält es für möglich, dass die Umstrukturierung nur ein erster Schritt auf dem Weg zu härteren Maßnahmen der Portfoliobereinigung sein könnte. Investoren hätten entsprechende Erwartungen.

Allein beim IT-Dienstleister SBS sollen in den kommenden beiden Jahren in Deutschland 2.400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Weitere Stellen sollen im Kommunikationsbereich Com gestrichen werden. Wie bereits bekannt gibt Siemens bis Ende des laufenden Geschäftsjahres 2004/05 (Ende September) seine defizitäre Handysparte inklusive einer Finanzspritze an den taiwanischen Elektronikkonzern BenQ ab. Die Handysparte war bisher Teil von Com.

Kleinfeld hatte am Montag zum umsatzstärksten Bereich Com gesagt, ein Arbeitsplatzabbau solle vermieden werden. Vorstellbar seien auch flexiblere Arbeitszeiten oder eine Flexibilisierung des Arbeitseinsatzes insgesamt. Anfang September hatte ein IG-Metall-Vertreter der "dpa" gesagt, die Gewerkschaft rechne mit der Ankündigung von 3.000 zusätzlichen Entlassungen bei Communications (Com). Auch in Presseberichten war über einen Stellenabbau spekuliert worden.

Das Sanierungsprogramm solle schnell und konsequent umgesetzt werden, schrieb Kleinfeld nun. "Nur erfolgreiche Unternehmen können für ihre Kunden nachhaltige Leistungen erbringen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten sowie sichere Arbeitsplätze bieten." Kleinfeld appellierte dabei auch an den Zusammenhalt unter den 438.000 Beschäftigten. "Wenn wir hier zusammen an einem Strang ziehen, können wir die 158-jährige stolze Geschichte von Siemens sehr gut fortsetzen und dafür sorgen, dass die vielen gewaltigen Stärken von Siemens auch in der Zukunft bestehen.

Die IG Metall bei Siemens hat aber bereits Widerstand angekündigt. Am Dienstag startete die Gewerkschaft eine Unterschriftenaktion. Zudem rief sie in Offenbach die Beschäftigten der Logistiksparte L&A zu einer Demonstration auf. Damit sollte gegen die Ausgliederung des Geschäfts mit Materialflusslösungen in eine eigenständige Gesellschaft mit 5.000 Mitarbeitern protestiert werden. (dpa/mb)