Siemens-Vorstände verzichten auf Gehaltserhöhung

02.10.2006
Die 30-prozentige Gehaltsanhebung der Vorstandsbezüge kommt vorerst nicht.

Kleinfeld bezeichnete die Entscheidung als Solidaritätsakt für die Mitarbeiter, die von der Pleite bei Benq Mobile betroffen sind. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens, Heinrich von Pierer, hatte noch zwei Tage zuvor in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" versucht, die Erhöhung der Managerbezüge zu rechtfertigen. Immerhin habe die Siemens-Führungsmannschft drei Jahre lang keine Gehaltserhöhung bekommen. Zudem sei die Bezüge des Top-Managements von Siemens im Vergleich zu anderen DAX-Unternehmen "zurückgefallen".

Nur der Aufsichtsrat kann den Vorstand beurteilen

Der ehemalige Siemens-Vorstandsvorsitzende von Pierer reagierte auf die Frage nach der Leistung der Manager angesichts sinkender Gewinne und eines einbrechenden Kurswerts der Siemens-Aktie sowie Entlassungen mit der Feststellung, Außenstehende könnten "nur sehr schwer beurteilen", ob der Vorstand "gute Arbeit macht. Von Pierer weiter: "Das muss man, so glaube ich, eher dem Aufsichtsrat überlassen."

Die 30-Prozent-Heraufstufung war vor allem im Zusammenhang mit dem Benq-Konkurs auf erbitterte Kommentare in der Öffentlichkeit gestoßen. Die Mitarbeiter des Mobiltelefonanbieters hatten vergangenes Jahr nach der Übernahme der Siemens-Handysparte durch die Taiwaner auf 25 Prozent ihres Gehalts verzichtet und sich gleichzeitig mit längeren Arbeitszeiten einverstanden erklärt. Bei der Dienstleistungssparte Siemens Business Services (SBS) werden die Löhne ebenfalls gesenkt. Zudem sind weitere Entlassungen von 5400 Mitarbeitern geplant. "Die Vorstände tragen die Hauptverantwortung für diese Schieflagen", mokierte sich deshalb der Gesamtbetriebsrat.

Die "Bild"-Zeitung hatte vergangene Woche Kleinfeld grinsend in einer wenig vorteilhaften Pose zusammen mit der Schlagzeile "Frechste Gehaltserhöhung des Jahres" auf dem Titel vorgeführt. Demonstrierende Siemens-Mitarbeiter in München dichteten auf Transparenten etwas holprig "Der Klaus ist fein raus, für Benq-Siemens das Aus".

Kampagne gegen Siemens

Nachdem sich am Wochenende auch noch ranghohe Politiker in die Siemens-Benq-Auseinandersetzungen einschalteten und Siemens eine Mitschuld am Desaster von Benq gaben, lenkte Kleinfeld ein. Ebenfalls in der "Bild"-Zeitung kündigte er an, Siemens wolle mit einem 30-Millionen-Euro-Fonds den von Entlassung gefährdeten Benq-Mitarbeitern helfen. In dieser Summe seien rund fünf Millionen Euro enthalten, die für die höheren Vorstandsgehälter gedacht waren. (jm)