Siemens verspricht PLM für den Mittelstand

11.06.2008
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Mit der "Velocity Series" sollen Betriebe ihre Konstruktion und das Product-Lifecycle-Management verbessern können.

Von Frank Niemann*

Der Geschäftsbereich Siemens PLM Software stützt sich auf die Produkte des übernommenen PLM-Spezialisten UGS. Aus zahlreichen Einzelerzeugnissen entwickelt Siemens unter dem Label Velocity Series eine Produktsuite. Waren es bisher vor allem Großkunden, die in PLM-Lösungen investiert haben, wendet sich Siemens wie auch die Mitbewerber Dassault und PTC nun vermehrt dem Mittelstand zu.

Daten und Projekte im Griff

Zum Produktangebot speziell für den Mittelstand zählt "Teamcenter Express", mit dem Unternehmen gemeinsam mit ihren Entwicklungspartnern Produktdaten verwalten können (Produktdaten-Management). In Version 4 erweiterte Siemens das Projekt- und Programm-Management, so dass Konstrukteure Projekte über eine in Teamcenter integrierte Umgebung kontrollieren und steuern können. Ein Web-Client soll den Zugriff auf Produktdaten vereinfachen. Ferner visualisiert die Software besser als bisher Konstruktions- und Fertigungsdaten ("Shop Floor Viewer").

Aus Sicht von Siemens weitaus bedeutsamer ist jedoch die Weiterentwicklung der Konstruktionslösung "Solid Edge". Die Synchronous Technology soll es dem Anwender erleichtern, Änderungen an 2D/3D-Entwürfen vorzunehmen. Oft wollen Unternehmen bestimmte Details eines Bauteils modifizieren, müssen hierzu jedoch einen hohen Aufwand betreiben. Regeln stellen sicher, dass Konstruktionsvorgaben eingehalten werden.

Der Nutzer kann auf einer grafischen Oberfläche mit der Maus die Länge, Form und Anordnung von Gegenständen manipulieren. Im Hintergrund errechnet die Software, welche Parameter von den jeweiligen Schritten betroffen sind. Neu an dem Ansatz ist laut Siemens, dass auf diese Weise Änderungen auch ohne spezifisches Wissen über die Konstruktionshistorie möglich sind.

Anpassungen lassen sich so in der Regel deutlich schneller realisieren, behauptet der Softwareanbieter. Zudem fänden sich auch Nutzer, die nur gelegentlich CAD-Werkzeuge benötigen, ohne lange Softwareschulung und Einarbeitung in die jeweilige Konstruktion zurecht. Des Weiteren berechne Solid Edge solche Änderungen deutlich schneller, da im Gegensatz zur Vorgängerversion die Konstruktionsdaten nicht mehr in einer hierarchischen Baumstruktur angeordnet sind. Außerdem mache der Synchronous-Technology-Ansatz die Konstruktion flexibler: Bisher hätten CAD-Bediener bei der Teilekonstruktion spätere Änderungen schon in der Designphase berücksichtigen müssen. Nun sei der Anwender dazu nicht mehr gezwungen.

Durch vereinfachte Änderungen lässt sich viel Geld sparen, da gerade solche Aufgaben aufwändig sind. Experten zufolge lassen sich wegen inflexibler Datenmodelle bereits geleistete Konstruktionsarbeiten nicht oder nur schwer wiederverwenden. Zudem benötigen Firmen auch für kleinere Änderungen heute noch Fachleute, an denen es allerorten mangelt.

Konstruktion mit Partnern

Vermehrt sollen daher auch Nicht-CAD-Experten Funktionen für die digitale Konstruktion nutzen können. Nicht zuletzt erreicht Siemens so natürlich auch eine größere Anzahl an Endbenutzern und kann somit mehr Softwarelizenzen absetzen.

Hinzu kommt, dass durch die Verlagerung von Entwicklungs- und Produktionsarbeit an Partnerfirmen auch Konstruktionen von Zulieferern bearbeitet werden müssen. Die von Siemens entwickelten Methoden sollen sich auch auf Daten aus anderen CAD-Systemen anwenden lassen und die Bearbeitung von Fremd-CAD-Zeichnungen erleichtern.u