Nach DRAM-Abkommen der Münchner mit IBM

Siemens und Thomson geben gemeinsame Chip-Pläne auf

01.11.1991

MÜNCHEN/PARIS (vwd) - Die Thomson SA. , Paris, hat ihre Bemühungen aufgegeben, die gemeinsam mit der italienischen Staatsholding IRI (Istituto per la Ricostruzione Industriale) geführte Halbleiter-Tochter SGS-Thomson Microelectronics NV mit dem Halbleiterbereich der Siemens AG, München, zu fusionieren.

Laut einem Bericht des "Wall Street Journal Europe" beurteilt Thomson-Vorstandsvorsitzender Alain Gomez die Aussichten, daß SGS-Thomson als unabhängiges Unternehmen überleben kann, positiv, auch wenn es angezeigt sei, an Größe hinzuzugewinnen. Für das Scheitern der Gespräche mit Siemens machte er das Abkommen des deutschen Konzerns mit der IBM Corp. verantwortlich. Die Kooperation mit IBM habe offenbar das Interesse von Siemens an einer Vereinbarung mit Thomson erlahmen lassen. 1991 werde SGS-Thomson die Gewinnschwelle noch nicht erreichen, teilte Gomez mit, für 1992 jedoch sei dies zu erwarten. 1990 war ein Verlust von 526 Millionen Francs entstanden.

Bereits seit einem Jahr habe Siemens die Gespräche mit Thomson über die Möglichkeit, die Halbleiteraktivitäten zusammenzuschließen, nicht weiterverfolgt, erläuterte Hans Friedrich, Siemens-Abteilungsdirektor im Halbleiterbereich. Der Vorstand des deutschen Elektronikkonzerns hatte mehrfach darauf hingewiesen, daß eine derartige Fusion nicht als erfolgversprechend angesehen werde. Wie Friedrich am Dienstag sagte, kooperiere Siemens im Halbleiterbereich auf vielen Gebieten mit SGS-Thomson, so beispielsweise im Rahmen des europäischen Mikrotechnologie-Programms.

Siemens führe auch weiter mit Thomson Gespräche darüber, ob die bestehenden Kooperationen im Halbleiterbereich noch ausgedehnt werden könnten. Hinsichtlich des Siemens-IBM-Abkommens meinte Friedrich, Siemens könne natürlich nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen; das eine stehe indes in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem anderen.

Für die Kooperation auf dem Gebiet der Entwicklung dynamischer Speicher sei nur IBM in Frage gekommen, weil das Unternehmen als einziges diesen Halbleitertyp entwickele und fertige.