Web

Siemens streicht nochmals etwa 1000 Stellen bei Com

28.04.2006
Siemens will in seinem Krisenbereich Com noch mehr Stellen streichen als bisher mitgeteilt.

Für etwa 1000 Mitarbeiter solle ein Interessenausgleich erarbeitet werden, teilte der Industrie- und Technikkonzern am Freitag in München mit. "Die Reduzierung von Arbeitsplätzen ist unvermeidbar, da auch Siemens Kostenpositionen erreichen muss, die im internationalen Preiswettbewerb angemessen sind", hieß es zur Begründung.

Der zusätzliche Abbau von etwa 1000 Stellen bei Siemens Com erstreckt sich laut einem Sprecher über den ganzen Bereich. Bis wann die Arbeitsplätze gestrichen werden sollen und wie teuer das Siemens zu stehen komme, könne er nicht sagen. Äußern wollte sich der Siemens-Sprecher auch nicht zu einem möglichen Stellenwegfall im Ausland. Der kriselnde Com-Bereich wird seit längerem umgebaut. Ende des vergangenen Geschäftsjahres 2004/05 beschäftigte Communications (Com) nach Siemens-Angaben knapp 54.500 Menschen.

Kleinfeld bereitete bereits auf weiteren Abbau vor

Am Vortag hatte Konzernchef Klaus Kleinfeld bei der Halbjahres-Pressekonferenz einen weiteren Stellenabbau bei Com angekündigt, ohne eine Zahl zu nennen. Arbeitsplätze würden auch kurzfristig gestrichen. Der Wirtschaftsausschuss war diesen Freitag über entsprechende Pläne unterrichtet worden. Der Aufsichtsrat ist laut Kleinfeld bereits informiert.

In den vergangenen Monaten wurden bei Com in Deutschland nach Siemens-Angaben bereits 1500 Stellen gestrichen. Im Ende März abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal brach das Ergebnis des größten der elf Konzernbereiche um 75 Prozent auf 27 Millionen Euro weg, während der Com-Umsatz um sieben Prozent auf 3,83 Milliarden Euro stieg. Im laufenden zweiten Geschäftshalbjahr erwartet Siemens in dem Krisenbereich höhere Umstrukturierungskosten als die "geringen" Umbauaufwendungen in den ersten sechs Monaten 2005/06.

Mobilfunkgeschäft mit Umsatzplus - andere Sparten schwächeln

Der Kommunikationsbereich habe den größten Teil seines siebenprozentigen Umsatzwachstums im zweiten Geschäftsquartal (Ende März) dem Geschäft mit Netzbetreibern (Carrier Networks) zu verdanken. Unter Preisdruck und Veränderungen im Umsatzmix litt das Geschäft mit Unternehmenskunden (Enterprise Networks), wie Siemens am Donnerstag mitgeteilt hatte. Hier hätten die Erlöse nahezu stagniert. Bei den Devices-Aktivitäten sanken die Quartalsumsätze.

Siemens Com entstand Anfang Oktober 2004 aus der Verschmelzung der Siemens-Telekommunikationsbereiche ICM (Mobilfunk) und ICN (Festnetz). Die Fusion galt als eine der größten Umstrukturierungen bei Siemens in den vergangenen Jahren. Vergangenen Herbst hatte Siemens das seit langem defizitäre Handygeschäft, das zum Com gehört hatte, mitsamt einer Finanzspritze an den taiwanischen Elektronikkonzern BenQ abgegeben. Wie viel Stellen seit dem Bestehen von Com weggefallen sind, wollte ein Sprecher auf Anfrage nicht sagen. (dpa/tc)