Rechnerfamilie bringt Echtzeit-Unix in die Automatisierungstechnik:

Siemens stellt RISC/Unix-Maschine vor

10.02.1989

NÜRNBERG (ch) - Auf dezentrale Intelligenz in der Automatisierungstechnik setzt die Siemens AG mit ihrer neuesten Rechnerfamilie, der SX-Reihe. Die Minis sind mit einem RISC-Prozessor ausgestattet und laufen unter einem Unix-Derivat mit der Bezeichnung Sorix - mit einem von Siemens entwickelten Echtzeitkern.

Sorix steht für Siemens Operating System for Realtime and Unix Operation und vereint nach Ansicht seiner Entwickler die widersprüchlichen Eigenschaften Echtzeitfähigkeit und Unix-Schnittstelle. Zum Thema Echtzeitfähigkeit hat Siemens hier eine Menge getan. So beträgt die garantierte Reaktionszeit des Systems 25 Mikrosekunden - im Vergleich zu anderen als echtzeitfähig angebotenen Unix-Systemen um mindestens eine Größenordnung kürzer. Die Reaktionsfähigkeit wird dadurch weiter gesteigert, daß zeitkritische Prozesse speicherresident gehalten werden können, und das Dateisystem bestimmte Dateien zur Erhöhung der Geschwindigkeit als zusammenhängende Blöcke abspeichert. Die Programmprioritäten werden vom Anwender festgelegt und von der Maschine dann nicht mehr verändert.

Das Herz des Rechners bildet ein Einplatinen-Computer mit einem 32-Bit-RISC-Prozessor. Dieser Prozessor (Leistung: zirka fünf MIPS) basiert auf Intels RISC-Chip 80960, der um eine virtuelle Speicherverwaltung erweitert wurde und auch in den ausfallsicheren Rechnern der Siemens-Intel-Tochter BiiN zu finden ist. Der Arbeitsspeicher umfaßt bis zu 16 Megabyte. Betriebssystem und Anwendersoftware bis maximal 1,25 MB lassen sich für rauhe Umgebungsbedingungen auch in EPROMs ablegen.

Die Maschine enthält auch ein Kommunikationsmodul für Ethernet-LANs und für ISO- oder TCP-IP-Protokolle. Daneben ist das Modul mit einer SCSI-Schnittstelle zum Anschluß von Standard-Massenspeichern ausgestattet. Auch für speicherprogrammierbare Steuerungen steht eine Anbindung zur Verfügung.

Die SX-Familie besteht für den Anfang aus zwei Typen, BS1 im geschlossenen Standgehäuse mit drei Multibus-II-Steckplätzen (ab 27 000 Mark) und BS2 als Baugruppenträger im 19-Zoll-Rack mit sechs Multibus-Slots zu einem Preis von 36 000 Mark aufwärts. Als Lieferbeginn nennt Siemens den Mai dieses Jahres.