Intergraph als Partner

Siemens präsentiert Ergebnisse der Sigraph-CAE-Übernahme

27.09.1996

Sigraph ET gehörte bis Mitte vergangenen Jahres zur Sigraph-Produktfamilie, die bis dahin von einem Joint-venture zwischen der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG und dem US-Unternehmen SDRC betreut wurde. Mit der damaligen Auflösung des Gemeinschaftsunternehmens wurden die CAD/CAM-Komponenten von Sigraph an die Stuttgarter Strässle GmbH übergeben, das Programm für die Elektrotechnik (ET) übernahm Siemens ANL.

Dort wurde das Produkt für die jetzt vorliegende Version 6.0 komplett überarbeitet. Ebenso wie das völlig neu auf den Markt gebrachte Sigraph EMR für die Prozeßleittechnik ist auch die ET-Software durchgängig objektorientiert. Sie wurde in C++ umgeschrieben und arbeitet auf Basis einer Objectstore-Datenbank. Das Front-end entspricht dem Windows-Styleguide.

Pionier bei Step-basierter Elektrotechnik

Als Besonderheit hebt Siemens hervor, daß beide Programme auf "Step" aufsetzen, dem objektorientierten internationalen Standard für den Austausch von Produktmodelldaten. Damit habe man unter den "Elektrotechnik-Tools die Nase vorn". Im Mechanikbereich, wo Step schon vielfach Eingang gefunden hat, habe der genormte CAD-Datenaustausch bereits zu einer Senkung der Entwicklungskosten um 30 Prozent geführt. Von einem ähnlichen Potential geht Siemens im CAE-Umfeld aus.

Mit der neuen Systemarchitektur wird beispielsweise eine Klemme nur noch einmal als Objekt in der Datenbank hinterlegt und mit Anwendungen verknüpft. Änderungen werden somit im gesamten Projektierungsbereich konsistent gehalten, so daß mit dem Upgrade auch Online-Auswertungen möglich sind. Für den Anwender bedeutet dies, daß er nicht mehr wie bisher zunächst mit dem Stromlaufplan einer Anlage beginnen muß, sondern an beliebiger Stelle in ein Projekt einsteigen kann.

Ferner stellen beide Produkte mit "CAE Basic" eine Batch- und Prozedursprache für firmenspezifische Makros zur Verfügung, die sich in die Benutzeroberfläche einbinden lassen. Der Online-Zugriff auf PPS-Daten wie SAP R/3 soll ebenfalls möglich sein.

Über die Zusammenarbeit mit Intergraph hofft Siemens nun auf einen breiteren Anwenderkreis für die unter Unix und Windows NT laufenden Produkte, so daß der deutsche Marktanteil von derzeit zehn Prozent deutlich ausgebaut werden kann. Als Argument dient die Unterstützung der kompletten Prozeßkette vom Design über die Simulation bis zur Leittechnik.

Intergraph selbst führt im Portfolio das Anlagenplanungs-Modul "Plant Design System" (PDS), dessen verfahrenstechnische Daten über die neue Schnittstelle in Sigraph ET/EMR eingelesen werden können.

Daß sich die Lösungen beider Hersteller zumindest in einigen Anwendungsbereichen überschneiden, sehen die Partner gelassen. Der Intergraph-Anwender müsse von Fall zu Fall entscheiden, ob er in den Bereichen Elektrotechnik oder Messen-Steuern-Regeln Schwerpunkte mit den Siemens-Lösungen setzen will.