Vor der Hauptversammlung

Siemens macht Kasse mit Infineon-Aktien

16.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Chiphersteller Infineon sorgt derzeit für Negativschlagzeilen. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisiert das Aktienoptionsprogramm für den Vorstand, und in dem Patentstreit mit Rambus hat ein Gericht die Aussetzung des Verfahrens abgelehnt. Zudem verkaufte Siemens einen Großteil seiner Infineon-Aktien, was den Kurs fallen ließ.

Die Münchner Siemens AG hat sich Anfang der Woche von rund der Hälfte ihrer Infineon-Aktien getrennt und damit einen kleinen Kursrutsch ausgelöst. Der Konzern reduzierte den Anteil am Chiphersteller von knapp 40 auf etwa 19 Prozent. Insgesamt wurden 150 Millionen Aktien an die Citigroup verkauft. Bei einem Stückpreis von knapp zwölf Euro summierte sich die Transaktion auf 1,8 Milliarden Euro. Der Buchgewinn für Siemens wird Berichten zufolge auf 600 Millionen Euro taxiert.

Kurs fällt deutlich

Siemens hatte seine Halbleitersparte unter dem Namen Infineon im März 2000 in New York sowie Frankfurt am Main zum Ausgabepreis von 35 Euro an die Börse gebracht. Nach Bekanntgabe der Siemens-Transaktion fiel der Kurs um mehr als sechs Prozent auf unter zwölf Euro. Der Verkauf war schon länger erwartet, aber nicht konkret angekündigt worden. Siemens hatte sich zügig, aber schonend von der Beteiligung trennen wollen. Der Zeitpunkt sei wegen des gegenwärtig hohen Preisniveaus des Titels gewählt worden, hieß es. Seit der letzten Dezemberwoche war der Infineon-Kurs um etwa 20 Prozent in die Höhe gestiegen.

Siemens plant dem Bekunden nach weiterhin, sämtliche Aktien der ehemaligen Chiptochter zu verkaufen. Der Konzern kann mit der Trennung den Einfluss des zyklischen Chipgeschäfts auf seine Bilanz ausschalten. So sollen die Infineon-Ergebnisse nicht mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung auftauchen, wofür allerdings das Plazet der Aufsichtsbehörden nötig ist. Analysten begrüßten den Schritt, weil dadurch ein Teil der herrschenden Unsicherheit von den Infineon-Papieren genommen wurde.

Hart ins Gericht gingen derweil die Kleinanleger mit dem Management des Chipherstellers. Auf der am 20. Januar stattfindenden Hauptversammlung will die SdK gegen die Entlastung des Infineon-Aufsichtsrats stimmen, da das Gremium dem Vorstand im Geschäftsjahr 2002/03 insgesamt 750000 Optionen auf Aktien gewährt habe. Diese seien zu einem "historisch niedrigen" Bezugspreis zugeteilt worden und könnten bereits dann ausgeübt werden, wenn der Kurs inner-halb von sechs Jahren um fünf Prozent steigt. Laut SdK handelt es sich dabei um eine "inakzeptabel niedrige Ausübungshürde". Gewinne seien schon aufgrund der allgemeinen Börsenentwicklung möglich, eine leistungsbezogene Komponente fehle völlig. Durch die Zuteilung der Optionen werde der Wert der übrigen Infineon-Anteile verwässert.

Angesichts der Verluste des Chipherstellers und der schwachen Performance der Aktie bestehe kein Anlass, das Management gesondert zu "belohnen". Das Aktienoptionsprogramm war im Jahr 2001 ins Leben gerufen worden. Im April des gleichen Jahres kostete eine Infineon-Aktie noch knapp 50 Euro. Seit dieser Zeit hätten die Aktionäre rund zwei Milliarden Euro an Eigenkapital verloren, was laut SdK nicht nur auf das Konto des Vorstandes gehe, sondern hauptsächlich eine Folge der Marktentwicklung sei. Jedoch sollte dies nicht nur von den Aktionären, sondern ebenfalls vom Vorstand getragen werden.

Auch im Patentstreit mit Rambus um Speicherchips bläst Infineon-Chef Ulrich Schumacher der Wind ins Gesicht. Einen Antrag des Chipherstellers, das Verfahren auszusetzen, lehnte ein Gericht in den USA jetzt ab. Infineon hatte um Aufschub gebeten, solange die US-amerikanische Handelsbehörde FTC wegen Wettbewerbsverstößen gegen Rambus ermittelt. Die Entscheidung kann sich noch über Wochen hinziehen. Nach Einschätzung des Gerichts habe der Ausgang des FTC-Verfahrens keine Auswirkungen auf den Patentprozess. Allerdings wurde die Zahl der zu verhandelnden Schutzrechte von 50 auf vier reduziert. (ajf)