Bisherige DDR-Installationen stimmen mit Cocom-Regelungen überein

Siemens intensiviert jetzt das DV-Geschäft im der DDR

06.04.1990

MÜNCHEN (CW) - Der Siemens-Bereich Daten- und Informationstechnik (DI) ist dabei, die langgewünschte Geschäftsausweitung in die DDR jetzt verstärkt in Angriff zu nehmen. Über das gemeinsam mit Robotron und SAP gegründete Systemhaus in Dresden hinaus wollen die Münchner auch mit anderen Vertriebspartnern in der DDR zusammenarbeiten.

Als erste infrastrukturelle Maßnahme hat Siemens DI anläßlich der Frühjahrsmesse eine Repräsentanz in Leipzig eingerichtet, die von Klaus-Heinrich Gleitz geleitet wird. Der Siemens-Mann hat Erfahrung mit der DDR; bis zu seiner Berufung war er DI-Vertriebsbeauftragter in Berlin, von wo aus die Siemens AG bislang ihre DDR-Geschäfte in erster Linie abgewickelt hat.

So wurden Angaben der Münchner zufolge während der vergangenen vier bis fünf Jahre bereits 100 BS2000-Systeme im ehemaligen SED-Staat installiert, die hauptsächlich im industriellen CAD-Bereich zum Einsatz kommen. "Es handelt sich bei den Systemen um die BS2000-7560 sowie den C40, und diese Maschinen sind nicht von den Ausfuhrbeschränkungen betroffen", erklärt DI-Pressesprecher Jan-Hendrik Buchmann die bisherige Lieferpolitik von Siemens. Obwohl die Münchener jetzt ihre gesamte Rechnerpalette in der DDR anbieten werden, wolle man sich auch in Zukunft an die Beschränkungen der Cocom-Liste halten.

Die Leipziger Repräsentanz soll aber nicht nur Anlaufstelle für die Beantwortung allgemeiner Fragen sowie für Kontakte und Verbindungen sein, sondern auch zukünftige Standorte für Vertrieb und Service auswählen.

Planungsphase ohne Robotron

Die Planungs- und Vorbereitungsphase wird Buchmann zufolge allerdings ohne Robotron-Beteiligung laufen. "Eine spätere Zusammenarbeit ist jedoch nicht ausgeschlossen", betonte der DI-Pressesprecher.

Bereits zur diesjährigen Frühjahrsmesse sind laut Siemens eine Reihe von Vertriebspartner-Verträgen vorbereitet oder abgeschlossen worden.

Darüber, welche Partnerschaften man über die Zusammenarbeit mit Robotron und SAP hinaus eingegangen ist, wollte Buchmann keine nähere Auskunft geben (siehe auch COMPUTERWOCHE Nr. 12 vom 23. März 1990, Seite 4, "Robotron will mit Siemens...").

Deal mit zwei VEBs perfekt

Handelseinig ist Siemens allerdings mit zwei Volkseigenen Betrieben (VEB) über die Installation wichtiger Anwendungslösungen.

Der VEB Pumpen und Verdichter, Oschersleben, hat sich entschlossen, eine integrierte Gesamtlösung mit den Siemens-Produkten Siline200 und Cadis einzurichten. Das VEB-Bandstahl-Kombinat "Hermann Matern" aus Eisenhüttenstadt wird hingegen das SAP-Paket R/2 mit dem Betriebssystem BS2000 auf dem Siemens-Rechner C40 einführen.