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Vorstand wird verkleinert

Siemens-Aufsichtsrat beschließt Umbau

27.11.2007
Der Siemens-Aufsichtsrat entscheidet an diesem Mittwoch über einen radikalen Konzernumbau und eine Verkleinerung des Vorstands.

Künftig soll das skandalgebeutelte Unternehmen, das bisher in ein knappes Dutzend operativer Bereiche gegliedert ist, auf den Säulen Energie, Gesundheit und Industrie ruhen. Im Zuge des Umbaus wird der Siemens-Vorstand verjüngt. Mehrere ältere Vorstände müssen ihren Platz räumen. Mit grundsätzlichem Widerstand im Aufsichtsrat werde nicht gerechnet, hieß es am Dienstag in Konzernkreisen.

Die wichtigsten personellen Entscheidungen sind in den vergangenen Tagen bereits durchgesickert. Demnach setzt der neue Konzernchef Peter Löscher in erster Linie auf interne Kandidaten. Das größte Arbeitsgebiet Industrie soll künftig Heinrich Hiesinger verantworten. Der 47-Jährige war zuletzt im obersten Führungsgremium für die Gebäudetechniksparte SBT zuständig und sollte eigentlich Personalvorstand werden. Diesen Posten übernimmt nun laut Branchenkreisen Siegfried Russwurm (44), bisher Bereichsvorstand in der Siemens-Medizintechnik.

Die Medizintechnik-Sparte wird weiterhin von Vorstandsmitglied Erich Reinhardt (61) geführt. Das dritte verbliebene Arbeitsgebiet - die Energiesparte - verantwortet künftig Wolfgang Dehen. Die Berufung des 53-Jährigen in den Vorstand gilt als Überraschung. Er hatte zuletzt den Autozulieferer VDO geführt, der im Sommer an Conti verkauft wurde. Bei allen Kandidaten wurde in den vergangenen Wochen intensiv überprüft, ob sie in den Schmiergeldskandal verwickelt sein könnten. Für Dehen spricht dabei, dass VDO vor dem Verkauf besonders intensiv durchleuchtet wurde.

Neben den drei Managern, die die operativen Bereiche verantworten, sowie Löscher und Russwurm sitzen weiterhin im Vorstand: Joe Kaeser (Finanzen), Hermann Requardt (Technologie) und der Anti-Korruptionsbeauftragte Peter Solmssen. Damit zählt der Siemens-Konzernvorstand künftig acht Mitglieder, bisher waren es elf. Ausscheiden wird unter anderem Rudi Lamprecht (59), der einst das Handygeschäft geführt hatte und zuletzt unter anderem noch für die Betreuung der Siemens-Gemeinschaftsunternehmen zuständig war. Die scheidenden Vorstände sollen bis zum Ablauf ihrer Verträge als Berater für Siemens fungieren.

Durch den Umbau will Löscher schlankere Strukturen und klare Verantwortlichkeiten schaffen. Bei Siemens sind in den vergangenen Jahren 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen. Ein Großteil des Geldes ist vermutlich im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden. (dpa/tc)