Ausblick 2009

Siechtum der Halbleiter-Industrie geht weiter

22.12.2008
Das Jahr 2008 verschlechterte sich zunehmend für die Halbleiterhersteller, doch Linderung ist auch 2009 nicht in Sicht.

Der Abschwung für die Halbleiter-Industrie kam rasch und heftig. Erst drosselten die Kunden aus der Autoindustrie ihre Produktion, es folgten die Computerbauer und schließlich mussten auch noch die Handy-Hersteller zurückstecken. Überall ist Elektronik verbaut und überall stecken Chips drin. Entsprechend darbt nun die gesamte Halbleiter-Branche. Und eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Staatliche Eingriffe verschlimmern die Lage nach Ansicht von Experten teilweise sogar noch.

"Die Turbulenzen auf den weltweiten Finanzmärkten wird die Nachfrage nach Halbleitern auch 2009 beeinflussen", drückte es der Chef des Branchenverbandes SIA, George Scalise, jüngst noch freundlich aus. Die Marktforscher von Gartner werden da deutlicher: "2009 wird die Halbleiterindustrie zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein zweites Jahr hintereinander mit einem Umsatzrückgang erfahren." Im laufenden Jahr sehen die Gartner-Analysten ein Minus von 4,4 Prozent, im kommenden Jahr soll es dann um 16,3 Prozent auf letztlich 219,2 Milliarden Dollar heruntergehen.

Wie dramatisch die Lage in manchen Halbleiter-Zweigen ist, hat die Beinahe-Pleite der deutschen Qimonda gezeigt. Die Infineon-Tochter stellt Speicherchips her, sogenannte DRAMs, die vor allem in Computern und Spielekonsolen verbaut werden. Seit einem Jahr schon sind die Preise wegen eines massiven Überangebots im Keller, der Konjunkturabschwung hat die Lage nun existenzbedrohend gemacht: Auf der einen Seite geht die Nachfrage und damit der Preis noch weiter zurück, auf der anderen Seite verweigern Finanziers nötige Gelder. In dieser Situation war der Staat, der rettend eingegriffen hat: Deutschland und Portugal leihen dem Unternehmen mehrere hundert Millionen Euro. Denn bei einer Insolvenz wären nicht nur die Qimonda-Werke kaum noch zu halten gewesen, auch die Zulieferindustrie rundherum hätte schwer gelitten.

In Asien, wo die meisten Qimonda-Konkurrenten sitzen, ist staatliche Hilfe Gang und Gäbe. Vor allem Taiwan päppelt die heimischen Hersteller. Gartner-Analyst Andrew Norwood sieht darin ein "Desaster für die Industrie", weil die nötige Marktbereinigung verzögert und damit der Abschwung verlängert werde. Seiner Ansicht nach sollen sich die Regierungen heraushalten. Nur so seien die Hersteller gezwungen, ihre Überkapazitäten abzubauen. Dass schwächere Unternehmen dabei schlimmstenfalls auf der Strecke bleiben, nimmt Norwood in Kauf, wenn nur die verbleibenden Spieler wieder vernünftige Preise für ihre Speicherchips erzielen.