Konzentration im Markt für Front-Office-Produkte

Siebel übernimmt Wettbewerber Scopus

06.03.1998

In den USA wird zur Zeit viel Wirbel um die wenigen Spezialanbieter von Software für Sales- und Customer-Management gemacht. Firmen wie Siebel, Scopus, Clarify oder Vantive gelten als potentielle Nachfolger so namhafter Softwaregrößen wie SAP oder Oracle. Entsprechend hoch werden sie an der Börse gehandelt.

Viele Analysten gehen davon aus, daß große Anwender nach der Rationalisierungs- und Re-Engineering-Welle ihr Haus bestellt haben und nun die Geschäftsaktivitäten ankurbeln wollen. Dazu bedarf es ausgefeilter Verkaufsprozesse und genauer Kenntnisse über Kunden und Märkte. Während Scopus unter anderem Software für die Abwicklung von Kundenreklamationen oder andere Telefonoperationen sowie Call-Center-Lösungen anbietet, konzentriert sich Siebel auf die Unterstützung von Verkaufsteams. Diese erhalten Software, um potentielle Märkte aufzuspüren, Kundenprofile anzulegen sowie ganze Verkaufsprozesse zu unterstützen. Die Angebote der Softwarehäuser ergänzen sich: Beide hatten bereits vergeblich versucht, in den Markt des jeweils anderen vorzustoßen.

Siebel besitzt nicht annähernd so viele Marktanteile wie der schärfste Widersacher Vantive (siehe Seite 50), doch hat das Unternehmen durch gute Produkte und geschickte Kooperationen mit einigen der größten Beratungshäuser weltweit die Weichen für eine vielversprechende Zukunft gestellt. Entsprechend ist die Marktkapitalisierung von Siebel weitaus höher als die der Konkurrenz.

Obwohl das Unternehmen mit der Übernahme des Rivalen Scopus nun knapp 20 Prozent des Marktes auf sich vereinigt, sehen die Anleger die Zukunft offenbar nicht so rosig: Der Aktienkurs von Siebel fiel nach Bekanntwerden der Nachricht um knapp zehn Prozent auf gut 55 Dollar. Scopus dagegen sprang um 33 Prozent auf einen Kurswert von 18,5 Dollar.

Scopus wird seinen Standort im kalifornischen Emeryville behalten und künftig als Geschäftseinheit von Siebel fungieren. Die Produkte sollen in eine Suite von Sales-, Marketing- und Kundenservice-Systemen integriert werden. Benutzer-Schnittstelle, Datenmodell, Architektur und Toolset beider Produktwelten will der Hersteller vereinheitlichen.

Das gemeinsame Unternehmen kommt auf einen Umsatz von 206,4 Millionen Dollar (1997), 500 Kunden in aller Welt und auf einen Mitarbeiterstamm von 900 Beschäftigten. Thomas Siebel, Chairman, President und Chief Executive Officer, glaubt durch diese Fusion die kritische Masse erreicht zu haben, um seine Wachstumspläne in den nächsten Jahren umzusetzen. Die Chancen sind gut: Analysten gehen davon aus, daß der sogenannte Front-Office-Markt in den nächsten Jahren stark expandieren wird.