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Siebel kündigt nach Gewinneinbruch Entlassungen an

23.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der CRM-Softwarespezialist (Customer Relationship Management) Siebel Systems hat angesichts der anhaltenden Investitionszurückhaltung bei Informationstechnik angekündigt, er werde seine Belegschaft um rund zehn Prozent reduzieren, Produktlinien konsolidieren und einige Bereiche ins Ausland zu verlagern. Für das Ende Juni abgeschlossene zweite Quartal wies das Unternehmen einen Nettogewinn von 9,8 Millionen Dollar oder zwei Cent pro Aktie aus, das sind 67 Prozent weniger als die 29,8 Millionen Dollar oder sechs Cent je Anteilschein im Vorjahresquartal.

Der Quartalsumsatz ging im Jahresvergleich von 405,6 Millionen Dollar um 18 Prozent auf 333,3 Millionen Dollar zurück. Das Geschäft mit neuen Softwarelizenzen fiel dabei von 170,1 Millionen Dollar im Vorjahresquartal um 35 Prozent auf aktuell 109,9 Millionen Dollar. Die Ergebnisse entsprachen der Anfang des Monats gesenkten Prognose (Computerwoche online berichtete). Für das laufende dritte Quartal erwartet das Softwarehaus 320 bis 340 Millionen Dollar Umsatz (davon 100 bis 120 aus dem Lizenzgeschäft) sowie einen Gewinn von zwei bis vier Cent pro Aktie.

"Es sieht nicht danach aus als würde sich die IT-Wirtschaft erholen", konstatierte CEO (Chief Executive Officer) Tom Siebel in einer Telefonkonferenz. Er machte unter anderem die durch den Übernahmestreit zwischen Oracle und Peoplesoft entstandene Unsicherheit für die Kaufzurückhaltung verantwortlich. Siebel selbst wurde zeitweilig als Übernahmekandidat gehandelt, ist aber auch selbst auf der Suche nach interessanten Zukäufen. "Es steht außer Frage, dass all diese Aktivität sich auf die Geschäftstätigkeit im Markt für Unternehmenssoftware dämpfend ausgewirkt hat", sagte Siebel.

Die angekündigte Restrukturierung soll nach Angaben von Siebel selbst bei stagnierenden Umsätzen eine operative Marge von 15 Prozent sichern (im zweiten Quartal lag sie unter zwei Prozent). Die Belegschaft soll dazu um rund 490 auf 5000 Mitarbeiter verkleinert werden, Anfang 2001 hatte Siebel noch 8300 Menschen beschäftigt. Die Firma will unter anderem durch Konsolidierung oder Schließung von Qualitätssicherungs- und Entwicklungsniederlassungen weitere Kosten senken und damit im vierten Quartal dieses Jahres rund 30 Millionen Dollar und bis Mitte 2004 40 Millionen Dollar einsparen. Entsprechende Abschreibungen sollen im dritten und vierten Quartal dieses Jahres vorgenommen werden.

Zum Fixing an der Nasdaq hatte die Siebel-Aktie gestern 29 Cent fester bei 9,22 Dollar geschlossen. Die Ergebnisse veröffentlichte der CRM-Spezialist nachbörslich. (tc)