Französische Computermesse ohne revolutionäre Neuheiten:

Sicob-Hauptsorge gilt Anschluß an Transpac

03.10.1980

PARIS (gr) - "Ordinateur, mon amour" prangte an den Plakatwänden der Pariser U-Bahnstation "La Défense". Doch kam die heiße Liebe auf der 31. Sicob, die vom 17. bis 26. September in Paris stattfand, nicht so recht zum Ausbruch. Die größte und einzige französische Computermesse brachte nach Ansicht von Fachleuten keine umwerfenden Neuheiten. Eine Hauptsorge der Aussteller galt dem Anschluß der Rechner an den französischen Paketvermittlungsdienst Transpac.

"Vielleicht ist unsere Industrie nicht besonders," erläuterte Claude Chappey als Präsident des Verbandes der französischen lmporteure vor der Presse das erweiterte Messekonzept, "aber wir sind groß im Worte erfinden". In die diesjährige Sicob wurden erstmals die Bereiche Telekommunikation und Bürokommunikation als getrennte Fachgebiete aufgenommen. Wie im vorigen Jahr waren den OEM-Anbietern und den Herstellern von Personal Computern besondere Ausstellungsräume zur Verfügung gestellt worden.

Die dritte und vierte Etage im Hauptgebäude mit einer Ausstellungsfläche von 88 000 Quadratmetern waren der Datenverarbeitung und Übertragung vorbehalten. Die französische DV-lndustrie, die nach Angaben von Télématique-Direktor François Henrot 1979 einen Umsatz von 15 Milliarden Francs erzielt hatte, von denen rund 17 Prozent in den Export gingen, verschwand zwischen den US- und bundesdeutschen Multis, obwohl ihr von der Messeleitung in der dritten Ebene die zentralen Plätze eingeräumt worden waren. Die wachsende Integration der Datenverarbeitung zerstört das Messekonzept, das die Rechen-, Text- und Datenverarbeitungsfunktionen für den Betrachter säuberlich trennen will.

Im Zuge seiner Entwicklung zur "informierten Gesellschaft" spielt der Anschluß der Unternehmen an das französische Paketvermittlungsnetz der Direction Générale des Telecommunication eine wichtige Rolle, auf die die Aussteller gezielt eingingen. Waren 1978 noch zwölf Schaltzentralen mit 1500 Anschlüssen in Frankreich in Betrieb, wuchs die Zahl der Schaltzentralen 1980 auf 18, die der Anschlüsse auf 4500. Dem wachsenden Bedarf kommen vor allem die französischen Hersteller wie Sesa und Sitinel mit Interfaces, Modems und logischen Verbindungen entgegen. Netzorientiert ist auch die neue Version von Mod 400/DSS, die CII-HB in Paris zeigt.

Ein zweiter wichtiger Aspekt des Salon. stellt die Sorge der Hersteller um die kleinen und mittleren Anwender dar. Nach einer französischen Statistik nutzt heute höchstens ein Viertel der kleineren Firmen die DV, während rund 60 Prozent der großen Unternehmen mit Computer arbeiten. Ihr wird nicht nur in der "Boutique" genannten Sonderausstellung - Eintritt frei - von Personal Computern Rechnung getragen. Die Messeleitung bietet für diese Benutzergruppe ein besonderes Seminar an. IBM Frankreich stellt den Kompaktrechner 5120 und die Serie 1 in den Vordergrund, Sperry Univac zeigt des in Hannover präsentierte System 80 und einen Mini aus der Serie V77. "Die Informationsverarbeitung steigt immer weiter zu den Anwendern herunter", erläutert Jehan Coquebert de Neuville, Marketingdirektor der Sperry Univac den Weg der DV in Frankreich. "Wir sind zwar noch nicht am Kiosk angelangt, aber doch nahezu." Oder, wie es Claude de Barneville Pressesprecherin der CII-HB mit Blick auf den Besucherstrom beschreibt, der sich an den letzten, den öffentlichen Tagen der Sicob vor allem aus den direkt von der Datenverarbeitung Betroffenen zusammensetzt: "Die Datenverarbeitung wird demokratischer."