Sicherheitsanbieter fordern Tribut

12.11.2004
PC-Anwender sollen bewogen werden, von Einzellösungen auf ein komplettes Paket umzusteigen.

Die Masse macht?s: Würmer, Viren und Trojaner sind die unangenehmen Folgen der globalen Vernetzung, und je größer die empfundene Bedrohung, desto mehr investieren Anwender in ihre Sicherheit. Der Fluch auf Nutzerseite hat sich als Segen für die Anbieter von Security-Tools herausgestellt. Geschickt versuchen die Spezialisten, aktuelle Trends im Unternehmensumfeld auch auf die PCs der Privatnutzer zu übertragen - Insellösungen reichen nicht mehr aus, lautet die Argumentation; für alle Fälle sollte es schon eine umfassende Produktsuite sein.

Um die Privatnutzer zum Einkauf der Pakete zu bewegen, ziehen Anbieter wie McAfee und Symantec gezielt die Preisschraube an. So berechnet Symantec für die jährliche Abo-Verlängerung der Tools "Norton Antivirus" und "Norton Systemworks" inzwischen rund 25 Euro. Der gleiche Schritt kostet bei der kompletten "Internet Security Suite" demgegenüber weiterhin 30 Euro. Auch wird für Upgrades auf eine neue Version der installierten Software kaum mehr als für die Weiterversorgung alter Virenscanner mit aktuellen Signaturen verlangt. Dass Kunden mit derartigen Aktionen ein Upgrade beziehungsweise der Aufstieg bis in die Suiten-Klasse nahe gelegt werden soll, räumte auch eine US-amerikanische Managerin von Symantec gegenüber der CW-Schwesterpublikation "PC World" ein.

Viel hilft viel

McAfee bietet hierzulande zwei Programme, Virenschutz und persönliche Firewall, sowohl einzeln als auch im Paket an. Mit Letzterem sinkt der Preis gegenüber den addierten Einzelsummen um acht Prozent. Wer einen "Privacy Service" dazunimmt, spart im Dreierbündel 20 Prozent. Auf 28 Prozent summieren sich die Einsparungen, wenn überdies noch ein Spam-Filter gekauft wird: Das Softwarequartett "Redzone Suite" kostet stattliche zehn Euro pro Monat. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um ein Abonnement, nicht um eine unbegrenzte Lizenz.

Die Anbieter berufen sich auf die gestiegene Bedrohung: Diese mache es aufwändig, innerhalb kürzester Zeit auf neue Schädlinge zu reagieren. Grundsätzlich stimmt dies, doch sind auch die Preissteigerungen nicht von Pappe. Ein Beispiel: Das "Virusscan"-Produkt von McAfee kostet als Abo-Verlängerung in den USA rund 20 Dollar; vor vier Jahren waren es noch fünf Dollar. Die Nettogewinnspannen der Hersteller fallen dementsprechend üppig aus: Symantec kam im jüngsten Quartal auf eine Quote von 22 Prozent; McAfees bereinigter Nettoprofit summierte sich auf rund 14 Prozent der Einnahmen.

Ob sich der Kauf einer kompletten Suite für den Anwender auszahlt, ist zudem strittig. Das Testlabor der US-amerikanischen "PC World" hat herausgefunden, dass verschiedene Einzellösungen teilweise einen besseren Schutz bieten als Komplettpakete. Analysten zufolge ist der Grund für den Kostenanstieg, die Einführung von Jahres-Abonnements und den Druck zur Vollversorgung in der Zukunft zu sehen: Wenn Microsoft massiv in den Security-Markt einsteigt, werden die Karten für alle Anbieter neu gemischt. "Microsoft wird eine gewichtige Rolle spielen", spekuliert IDC-Marktforscher Brian Burke. Die Preise könnten dann zumindest für eine gewisse Zeit auf Talfahrt gehen. Vorher gilt es, ein finanzielles Polster anzulegen.

Die Marke macht?s

Allerdings haben es McAfee und Symantec in den vergangenen Jahren geschafft, sich einen Namen zu machen. Für eine starke Marke sind Kunden eher bereit, Aufpreise zu bezahlen - im heiklen Geschäft mit der Sicherheit noch eher als in anderen Bereichen. Freeware- und Shareware-Tools, die es für verschiedenste Security-Funktionen zuhauf gibt, tun sich in dem Segment besonders schwer. Absoluten Schutz vor Angriffen kann indes kein Anbieter gewährleisten - egal, wie umfassend die Suiten auch werden. Anwender müssen selbst entscheiden, wie viel ihnen welche Leistung wert ist. (ajf)