Sicherheit im Rechenzentrum

01.12.1978

Brandschutz

Feuerbeständige Abtrennung

Der Schutz eines Rechenzentrums gliedert sich in Maßnahmen gegen Brandgefahren von außen und gegen interne Brandausbreitung. Viele Schadenfälle zeigen, daß von außen her dem Rechenzentrum zumeist größere Brandgefahren drohen als intern. Die Gründe liegen in einer weniger scharfen Brandüberwachung angrenzender Verwaltungsräume und in der größeren Zahl von Zündquellen mit mehr brennbarem Material. Daher ist eine feuerbeständige Abtrennung des Rechenzentrums (oder zumindest des Maschinenraumes und wichtiger Nebenräume) gegenüber der unmittelbaren Umgebung der beste Brandschutz.

Das Rechenzentrum soll in einem eigenen Gefahrenbereich untergebracht sein.

Ein solcher Bereich ist gegenüber anderen Räumen oder auch Gebäuden feuerbeständig abgetrennt. Das heißt, daß Wände, Fußboden, Decke und Türen so gebaut sein müssen, daß sie mindestens 90 Minuten lang einem Feuer standhalten können. DIN 4102 legt genau fest, welche Baumaterialien dafür in Frage kommen. Sie tragen für 90minütigen Schutz die Bezeichnung F 90, für 120 Minuten F 120. Materialien, die zu den Feuerwiderstandsklassen F 30 und F 60 gehören, werden nur als feuerhemmend eingestuft.

Natürlich müssen auch Türen, die von einem zum anderen Gefahrenbereich führen, wie die Wände feuerbeständig sein. Zu einer F 90-Wand gehört eine T 90-Tür. Die Tür nützt als Brandschutz nur, wenn sie im Brandfall geschlossen ist. Sie darf auf keine Fall - weil sie häufig schwer bedienbar ist - geöffnet und für immer festgestellt (verkeilt) werden. Um diesem Mißstand zu begegnen, empfehlen sich Türen, die von einem Magneten offengehalten werden, im Brandfall aber automatisch schließen; gesteuert entweder von der Brandmeldeanlage oder einem eigenen Rauchalarmsystem mit Überwachung vor und hinter der Tür.

Klimakanäle können Feuer und Rauch hervorragend von einem zum anderen Gefahrenbereich weiterleiten. Sie müssen im Brandfall unbedingt durch Brandschutzklappen abgeschlossen werden. Auch Brandschutzklappen haben der Schutzklasse der Wand zu entsprechen, das heißt sie müssen mindestens K 90 sein. Zu beachten ist, daß der Schutz K 90 nur dann erreicht wird, wenn der angeschlossene Klimakanal nicht brennbar ist. Außerdem muß die Klappe in der Wand und nicht davor eingebaut sein. Brandschutzklappen sind von einer Brandmeldeanlage zu steuern. Zwar können sie alternativ von sehr träge reagierenden Schmelzloten ausgelöst werden; diese Art ist aber nicht der Bedeutung eines Rechenzentrums angemessen. Wenn keine Brandmeldeanlage vorhanden ist, so sollte sie schon aus diesem Grund installiert werden.

Aller Aufwand für eine feuerbeständige Abtrennung kann umsonst sein, wenn kleine Löcher im System offen bleiben. Daher müssen Durchbrüche für Kabel und Leitungen sehr sorgfältig verschlossen werden. Es gibt sichere, rauchdichte und hitzebeständige Abschottungssysteme.

In die feuerbeständige Abtrennung sollen, um einen optimalen Brandschutz zu erreichen, möglichst wenige Nebenräume einbezogen werden. In größeren Rechenzentren empfiehlt es sich daher, Räume mit hochwertigen Geräten noch einmal wenigstens feuerhemmend abzutrennen. Zumindest sollte der Maschinenraum gegenüber der Druckausgabe geschützt sein, weil dort meist von Papier und Papierstaub eine relativ hohe Brandgefahr ausgeht.

Auch das Datenarchiv muß unbedingt in Brandschutzüberlegungen einbezogen werden. Eine gute - allerdings nicht billige - Lösung ist ein sogenannter Datenschutzraum, der im Rechenzentrumsbereich oder in unmittelbarer Nähe eingebaut werden kann. Dieser "Raum im Raum" ist brandschutzmäßig eine völlig selbständige Einheit. Er wird aus eigenen, feuerbeständigen Elementen errichtet. Im Brandfall schließen die Klimaöffnungen und die Zugangstür automatisch. Die Steuerung für dieses automatische Schließen kann entweder extern von einer Brandmeldeanlage oder von einer raumeigenen Überwachung ausgehen.

Brandschutzräume müssen regelmäßig gewartet werden, da Dichtungen verschleißen und die Funktionsfähigkeit der Tür und der Klimaklappen sorgfältig überpüft werden muß. (Auch für Datenschutzschränke gilt prinzipiell dasselbe, hier können allerdings die Wartungsintervalle in größere Zeitabstände verlegt werden. )

Brandmeldeanlagen

Je schneller ein Feuer entdeckt wird um so höher sind die Aussichten, es erfolgreich bekämpfen zu können. Die ersten züngelnden Flammen lassen sich noch mit Feuerlöschern ersticken. kurze Zeit später kann ein Großfeuer entstanden sein, das ein ganzes Gebäude in Schutt und Asche legt.

Eine automatische Brandmeldeanlage löscht zwar nicht, sie überwacht aber Tag und Nacht und macht - bei richtiger Auslegung - bereits in der Entstehungsphase auf ein Feuer aufmerksam. Die Kosten für eine Brandmeldeanlage stehen in keinem Vergleich zu den Folgekosten, die bei Ausfall eines ausgebrannten Rechenzentrums auf einen Betrieb zukommen.

Eine Brandmeldeanlage muß sorgfältig und richtig konzipiert werden. Der Verband der Sachversicherer (VdS) - eine herstellerneutrale Institution - hat mit den "Richtlinien für automatische Brandmeldeanlagen" (Form 3006) die Kriterien festgelegt, die von einer wirksamen Brandmeldung zu erfüllen sind. Weiterhin sollte die Anlage selbst und die Installationsfirma vom VdS anerkannt sein (in Form 3312 des VdS aufgelistet), denn das Brandmeldesystem muß zuverlässig auf lange Zeit hin sein, die Projektierung erfordert Erfahrung uni die Installation Sorgfalt. (Der VdS führt auch Beratungen auf dem Gebiet des Brandschutzes durch.)

Entscheidend für die frühzeitige Branderkennung ist der richtige Brandmelder-Typ. Für Rechenzentren kommen nur Rauchmelder in Frage, da sie frühzeitig die ersten Signale eines entstehenden Feuers erkennen. Es gibt zwei Arten von Rauchmeldern, den Ionisationsmelder (I-Melder) und den optischen Melder. Der I-Melder ist universeller, der optische Melder erkennt allerdings weißen Rauch schneller als der I-Melder.

Brandmelder sollen im Maschinenraum, in Nebenräumen, in den Räumen der Stromversorgung und der Klimaanlage und in den Zuluft- und Rückluftkanälen der Klimaanlage installiert werden. Im Maschinenraum sind Melder an der Decke und auch im Doppelboden vorzusehen. Dort allerdings sollten I-und optische Melder im Verhältnis 1:1 gemischt werden, weil hier Brände meist von Kabeln mit ihrer PVC-Isolierung ausgehen. - Neben den automatischen sind auch Druckknopf-Melder an markanten Stellen vorzusehen, die vom Personal bedient werden. (Nähere Einzelheiten über die Anzahl der Melder, Meldebereiche und -linien, Stromversorgung etc. gehen aus VdS-Form 30006 hervor.)

Alarme der Brandmeldeanlage müssen optisch und akustisch im Rechenzentrum angezeigt werden. Wenn die Zentrale der Anlage anderweitig untergebracht ist, muß eine Parallelanzeige (möglichst am Eingang des Rechenzentrums) die angesprochene Meldelinie signalisieren. Der Alarm soll außerdem zuständige Dienststellen wie Betriebsfeuerwehr, Pförtner etc. erreichen, er kann auch - Je nach örtlichen Möglichkeiten direkt zur Feuerwehr durchgeschaltet werden. Die Brandmeldeanlage soll weiterhin Rauch- und Wärmeabzugsklappen, Brandschutztüren etc. steuern, sie kann ferner Abschaltungen der Klimaanlage und des Rechners vornehmen.

Für die stete Funktionsbereitschaft ist eine regelmäßige Wartung der Anlage wichtig. Es ist darauf zu achten, daß die Melder immer so empfindlich wie möglich eingestellt sind. Gegen eine Reihe von "blinden" Alarmen kann man sich schützen, indem man versucht, die Ursache, zum Beispiel das Rauchen, abzustellen.

Feuerlöscher

Die ersten züngelnden Flammen eines entstehenden Brandes können in den meisten Fällen mit Feuerlöschern erfolgreich bekämpft werden, vorausgesetzt daß das richtige Löschmittel eingesetzt wird und der Bediener den Feuerlöscher richtig handhabt.

Für EDV-Anlagen eignen sich nur Kohlensäure (CO(2))- oder Halon-Feuerlöscher. Gefährlich hingegen sind Pulverlöscher, weil das Löschpulver auch die nicht betroffenen Maschinen dermaßen verschmutzen kann, daß nur noch deren Verschrottung übrig bleibt. Auch der Halonlöscher ist nicht ganz frei von Nachteilen. Zwar ist er leichter als der CO(2)-Löscher und seine Löschwirkung ist besser, aber unter ungünstigen Umständen können beim Löschen korrosiv wirkende Spaltprodukte entstehen, welche die Anlage gefährden.

An der Anzahl der Löscher darf nicht gespart werden. Im Maschinenraum sollen entweder 6 kg-CO(2)-Löscher mit Nebeldüse oder 4 kg-Halon-Löscher in folgender Anzahl installiert werden:

Bis 50 qm Grundfläche: 2 Löscher

Bis 100 qm Grundfläche: 3 Löscher

Je weitere angefangene 100 qm: Zusätzlich 1 Löscher.

Die Löscher sollen gut sichtbar angebracht werden. Ein deutliches Hinweisschild "F" (DlN 4066), etwa an die Decke gehängt, macht den Standort auf einen Blick erkenntlich. Man kann die Löscher auch pulkweise an den Ausgängen anbringen; dann weiß jeder, wo die Löscher im Ernstfall zu finden sind. Allerdings ist es in diesem Fall bei größeren Räumen ratsam, in der Nähe der Maschinen 2 kg-Löscher bereitzustellen.

Beim Brand von Papier im Papierlager anstehen zum Beispiel Glutbrände für die sich CO(2)- oder Halonlöscher schlecht eignen. Es gibt zwar Glutbrandpulverlöscher, die sicherlich Papierbrände schnell ersticken. Aber die Gefahr ist zu groß, daß versehentlich oder in Panik Pulverlöscher in den Maschinenraum getragen und gegen Brände an einzelnen EDV-Geräten eingesetzt werden. Als Alternative kommen (für das Papierlager und ähnliche Nebenräume) nur Wasserlöscher in Frage. Sie sollen auf jeden Fall mit einem Schlauch versehen sein, damit sich der Sprühstrahl gezielt auf den Brandherd richten läßt. Außerdem sollen sie abstellbar sein, um die Wassermenge auf das unbedingt notwendige Maß beschränken zu können. Es empfiehlt sich, am Standort dieser Löscher einen großen Aufkleber "NICHT FÜR EDV-GERÄTE" anzubringen.

Feuerlöscher hängen als stumme Diener an der Wand, nur im Notfall benutzt. Sie sind aber technische Geräte, die einer ständigen Wartung bedürfen. Sie müssen mindestens alle 2 Jahre auf ihre Funktionsfähigkeit hin untersucht werden.

Mindestens ebenso wichtig ist die Schulung des Personals in der Handhabung der Löscher. Im Ernstfall darf keine wertvolle Zeit mit dem Ausprobieren des Löschers vertan werden, daher muß jeder wissen, wie der Löscher aus der Halterung genommen und entsichert wird und wie man mit dem Löschstrahl gegen das Feuer angeht. Regelmäßige Löschübungen machen die Mitarbeiter mit dem Gebrauch der Geräte vertraut.

Automatische Löschanlagen

Der Schutz gegen Feuer kann durch eine automatische Löschanlage wesentlich erhöht werden. Wie im Fall von Feuerlöschern kommen auch hier nur CO(2) oder Halon als Löschmittel in Frage.

CO(2)-Löschanlagen müssen eine Löschmittelkonzentration von mindestens 40 Prozent des Raumvolumens erreichen. Ein derart hoher CO(2)-Anteil am Luftvolumen ist für den Menschen allerdings tödlich. Es bleibt nur der Ausweg, den Beschäftigten eine entsprechend lang bemessene Fluchtzeit (Vorwarnzeit) zum Verlassen des Raumes einzuräumen. Diese Vorwarnzeit muß den örtlichen Verhältnissen entsprechen, sie kann unter Umständen so lang sein, daß sich Brandschäden (insbesondere Rauchschäden) nicht vermeiden lassen. CO(2) hat den weiteren Nachteil, daß es die Atmosphäre schlagartig abkühlt, unter Umständen bis weit unter den Gefrierpunkt. Sogenannte "Kälteschäden" an der Elektronik sind daher nicht auszuschließen. Mit diesen Kälteschäden und der Gefährdung der Mitarbeiter muß auch bei jeder Fehlauslösung der Löschanlage gerechnet werden.

Um die Nachteile von CO(2)-Anlagen zu vermeiden, würden sich Halon-Löschanlagen anbieten. Aber beim Löschmittel Halon ist außerordentlich wichtig daß der Brand schnell

erkannt und schlagartig gelöscht wird, um das Entstehen großer Mengen Korrosiv wirkender Spaltprodukte zu vermeiden. Daher müssen Halon-Löschanlagen (in Frage kommt nur der Halon-Typ 1301) so projektiert werden, daß die löschfähige Konzentration von 7 Prozent des Raumvolumens innerhalb von 5 maximal 10 Sekunden aufgebaut ist. Die Anlage muß von einer Brandmeldeanlage ausgelöst werden.

Es gibt einige wenige Fälle, in denen die Installation von Sprinkler-Löschanlagen im gesamten Gebäude und auch im Rechenzentrum vorgeschrieben wird. Sprinkleranlagen gefährden den Rechenzentrumsbetrieb, weil eine Sprinklerdüse fehlauslösen oder der Glaskörper versehentlich zerschlagen werden kann - zirka 200 Liter Wasser (der Inhalt einer Badewanne) ergießen sich pro Minute aus einer Sprinklerdüse. Abgesehen von Verschmutzungen entstehen bei eingeschalteten EDV-Geräten Kurzschlüsse und elekrolytische Korrosion. Andererseits reagieren Sprinkler im Brandfall relativ träge, weil zunächst die Auslösetemperatur erreicht sein muß. Bei internen Gerätebränden erreicht das Wasser wegen des geschlossenen Gehäuses den Brandherd nur schlecht.

Um der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Fehlauslösung vorzubeugen, sollten ausschließlich vorgesteuerte Sprinkler-Anlagen eingesetzt werden. Ihr Rohrleitungssystem wird erst dann mit Wasser gefüllt, wenn eine Brandmeldeanlage einen Brand erkennt. Zusätzlich muß jetzt noch an einer Sprinklerdüse die Auslösetemperatur erreicht werden, damit die Flutung eingeleitet werden kann.