Sicherheit im Rechenzentrum

24.11.1978

Stromversorgung

Netzanschluß der EDV-Anlage

Über den Netzanschluß können verschiedene elektrische Einflüsse in den Computer gelangen, die den Betrieb zumindest gefährden. Der EDV-Hersteller gibt Toleranzen für Spannung, Frequenz, Oberwellengehalt und Phasenunsymmetrie an, die unter allen Netzverhältnissen einzuhalten sind. Auch nur millisekundenlange Abweichungen von diesen Werten können zu Systemfehlern, Programmablaufunterbrechnungen oder gar zu Hardwareschäden führen. Besonders gefährdet sind in dieser Hinsicht Anlagen der mittleren Datentechnik. Hier kommen immer wieder Fälle vor, in denen kurzzeitige und nachgewiesene Spannungsspitzen von 100 Prozent und mehr auf dem Versorgungsnetz die gesamte Elektronik zerstören.

Die EDV-Anlage soll direkt an die Niederspannungsseite eines Transformators, der keine anderen Großverbraucher versorgt, angeschlossen werden. Mit dieser Maßnahme lassen sich Störungen durch Verbraucher mit hoher Stromaufnahme (zum Beispiel Aufzüge), durch oberschwingungsreiche Anlagen (zum Beispiel Stromrichter) oder durch überlagerte Hochfrequenz aus den verschiedenen industriellen, medizinischen oder nachrichtentechnischen Geräten vermeiden. Der Verteilerschrank für die EDV-Anlage ist von anderen Verteilerschränken elektrisch zu trennen, er muß komplett aus Mettall bestehen und sollte für das Bedienungspersonal sichtbar sein. Auch Terminals sollen - soweit möglich - von derselben Verteilung wie der Rechner versorgt werden.

Alle anderen Verbraucher im Rechenzentrum, wie Beleuchtungsanlage und Steckdosen, sind in die normale Hausverteilung anzuschließen. Es empfiehlt sich, die Stromversorgung von einer Überwachungseinrichtung kontrollieren zu lassen.

Unterbrechungsfreie Stromversorgung

Es wird stets einer Wirtschaftlichkeitsrechnung vorbehalten bleiben, ob die EDV-Anlage bei Netzausfall den Betrieb ,einstellen soll oder ob sich die Anschaffung einer unterbrechungsfreien Stromversorgungsanlage (USV) oder einer Netzersatzanlage (NEA) lohnt. Diese Überlegungen sind besonders bei Realtime-Anlagen wichtig.

Die USV regelt vom Netz herrührende Spannungsspitzen aus und versorgt den Rechner bei sehr kurzen Netzausfällen (im Sekunden - und Minutenbereich) mit Strom; diese kurzen Ausfälle gehen spurlos am Betrieb vorüber. Bei längeren Ausfällen kann die Versorgung nur mit Hilfe einer Netzersatzanlage aufrechterhalten werden. Eine solche Anlage besteht aus einem Dieselmotor antreibt. Die Leistung der Anlage muß so bemessen sein, daß der Rechner, im Haus installierte Terminals die Klimaanlage und die Beleuchtung versorgt werden können.

Klimatisierung

Grundsätzliche Forderungen

Aus vielerlei Gründen fordern EDV-Hersteller genau definierte Klimabedingungen für ihre empfindsam reagierenden Anlagen. Diese Bedingungen sind meist sehr eng toleriert, und sie sind immer Voraussetzung für einen störungsfreien Betrieb des Rechners. Nur eine unabhängige, vom übrigen Bürobereich völlig getrennte Klimaanlage für das Rechenzentrum kann die Einhaltung der Toleranzen sicherstellen. Fast immer treten Schwierigkeiten auf, wenn das Rechenzentrum in die normale Büroklimatisierung einbezogen ist.

Grundsätzlich gilt, daß die Klimaanlage großzügig - das heißt mit entsprechender Leistungsreserve - und so dimensioniert sein soll, daß sie Sommer und Winter die geforderten Bedingungen einzuhalten vermag. Schon bei der Planung sollen Erweiterungsmöglichkeiten der zu installierenden Anlage vorgesehen werden; Erweiterungen mit Anlagen, die nicht organisch in die Systemkonzeption passen, sind sehr kritisch. Die Energieversorgung der Klimaanlage soll unabhängig von anderen Verbrauchern sein.

Wenn bei Realtime-Systemen die Klimaanlage streikt, sind unter Umständen viele Mitarbeiter für Stunden oder Tage blockiert. Daher sollte zumindest bei derart betriebswichtigen Systemen die Klimaanlage eine entsprechende Redundanz aufweisen. Es empfiehlt sich die Installation von 3 gleichen Geräten, von denen jedes 50 Prozent der maximal benötigten Leistung erzeugt. Dabei sind zwei Geräte ständig in Betrieb, ein drittes steht als Reserve jederzeit bei Ausfall eines anderen oder bei Wartungsarbeiten zur Verfügung. Die Geräte sollen abwechselnd (zyklisch) am Betrieb beteiligt werden. Im Störungsfall muß das Reservegerät automatisch eingeschaltet werden.

Aus wirtschaftlichen Überlegungen wird man die Anlage so nah wie möglich ans Rechenzentrum stellen. Jedoch sollte sie aus Sicherheitsgründen im Stockwerk unterhalb des RZ untergebracht werden, weil dann bei Rohrleitungsbrüchen in der Anlage das Rechenzentrum am einfachsten vor auslaufendem Wasser geschützt ist. Eine Installation im Rechenzentrum selbst oder auf gleichem Niveau oder gar im Stockwerk darüber ist möglichst zu vermeiden. Läßt sich ein solcher Platz nicht umgehen, so müssen die Klimageräte in einer wasserdichten, gemauerten Wanne (mit gut dimensioniertem Abfluß) aufgestellt werden.

Die Luftansaugöffnung der Klimaanlage muß so angebracht sein, daß sie unauffällig und nur schwer erreichbar ist das heißt mindestens 3 bis 4 m über dem Erdboden liegt. Damit wird eine ungewünschte Einflußnahme auf die Klimatisierung erschwert. Weiterhin muß unbedingt darauf geachtet werden, daß die Ansaugöffnung im Bereich möglichst sauberer Frischluft liegt. Es sind Fälle bekannt, wo die Frischluft am Firmenparkplatz oder aus dessen Windrichtung angesaugt wurde und wo selbst ein geringer Abgasanteil erhebliche Schäden an den EDV-Maschinen verursachte. Keinesfalls sollte die Ansaugöffnung in der Nähe von Benzin - oder Öllagern, von Malerwerkstätten oder von Stellen liegen, wo giftige, ätzende oder leicht brennbare Gase erreicht werden können.

Wenn Geräte im klimatisierten Bereich Korrosionsspuren zeigen, so muß dieser Erscheinung unbedingt nachgegangen werden. Bei stärkerer Korrosion können sich Rostpartikel lösen und vom Kühluftstrom in die Elektronik getragen werden. Die Ursache für derartige Korrosionen ist häufig nicht einfach zu ermitteln, man sollte den EDV- und den Klimaanlagenhersteller zu Rate ziehen.

Die Eigenüberwachung der Klimaanlage muß Störungen, Über- oder Unterschreiten der vorgebenen Temperatur- und Feuchtewerte optisch und akustisch melden.

Klimaüberwachung

Weil die Einhaltung der Klimabedingungen für den sicheren Betrieb der EDV-Anlage außerordentlich wichtig ist, ist nachdrücklich eine zusätzliche und völlig unabhängige Überwachungseinrichtung für die Klimaanlage zu empfehlen.

Abweichungen von den zulässigen Grenzwerten muß die Überwachungseinrichtung optisch und akustisch signalisieren. Die akustische Alarmierung sollte von Hand abstellbar sein, die optische Anzeige muß so lange stehen bleiben, wie die Störung andauert. Wenn der Rechner unbeaufsichtigt, zum Beispiel nachts, weiterarbeitet, muß während dieser Zeit der Alarm der Klimaüberwachung an eine ständig besetzte Stelle (zum Beispiel Pförtner) weitergeleitet werden. Der Mitarbeiter an dieser Stelle muß genau unterwiesen werden, was im Alarmfall zu tun ist. Er soll aber auch über die Bedeutung eines solchen Alarms aufgekärt werden, damit er nicht, wie kürzlich geschehen, den akustischen Alarm abschaltet, sich von dem optischen nicht weiter stören läßt - und der Operator dann am nächsten Morgen vor triefend nassen Geräten steht.

Wenn die Klimawerte nicht nur kontrolliert, sondern zusätzlich mit einem automatischen Schreiber protokolliert werden, läßt sich einmal die Arbeitsweise der Klimaanlage besser beurteilen, zum anderen liegen bei Störungen oder im Fall von Gewährleistungsansprüchen eindeutige Unterlagen vor. (Einzelheiten siehe Merkblatt 181-6 "Klimaüberwachung im Rechenzentrum ", TELA-Versicherungs AG, Postf. 389, 8000 München 1).