Showdown

23.09.1988

Noch ist der ISDN-Kuchen nicht gebacken, da sind seine Stücke, sprich die vermeintlichen Marktanteile, schon verteilt - allerdings nicht nach der vom BMFT geförderten Art der ISDN-Anwendungen. Mischkommunikation via ISDN-TK-Anlage wird nämlich prohibitiv teuer sein; für schicke Sprach-Kommunikation braucht man nicht unbedingt Digitaltechnik, ,der zeitverschiebende Anrufbeantworter tut's auch analog. Und das langsame Bewegtbild: Na, wie viele geben dafür schon Geld aus?

Für das attraktive und rasch wachsende Areal der PC-Vernetzung freilich, das favorisierte Jagdgebiet der expansions- und integrationsversessenen Nachrichtentechniker, hätten die ISDN-Apologeten mindestens zwei Jahre früher auf dem Markt sein müssen, und zwar mit Infrastruktur und Anwendungen. Nicht machbar? Eben! Die Konsequenz heißt nun: V.24-Schnittstellen für System 12B (nur beispielsweise), für Hicom (nur beispielsweise), oder generell für die XYZ-Nebenstellenanlage, die mehr oder weniger digital, liberal, national, international genormt ist - ehrlicherweise kaum mehr als das.

Lehnt sich doch der emanzipierte PC-Anwender mit gefestigtem LAN-Know-how und AT-kompatiblem Selbstbewußtsein genüßlich zurück. Denn da überholen sich die einstigen Integrations-Prediger derzeit sogar selbst: Ein "liberales" Verkabelungskonzept aus dem Hause SEL beispielsweise (siehe Seite 1) wird die 12B-Installateure sicherlich von lästigen Fragen hinsichtlich der einstigen Versprechungen entlasten. Auch die eher zurückhaltende Ankündigung der Münchner ISDN-Künstler (ein bißchen analog, ein bißchen ISDN-Option und ein bißchen ISDN, siehe Seite 5) kann den PC- und LAN-Markt-Machern und -Nutzern nur recht sein. Ihre Kreise stört sie nicht.