Alarm aus Japan

Sharp vor Rekordverlust, Sony weiter rot

02.11.2012
Die japanische Elektronik-Branche war einst für ihre Innovationskraft berühmt, jetzt gehen die Unternehmen durch eine beispiellose Durststrecke mit Rekordverlusten. Besonders brenzlig wird die Lage bei Sharp mit einem zweiten Rekordverlust.

Die schlechten Nachrichten aus der japanischen Elektronik-Industrie kommen Schlag auf Schlag. Sharp erwartet einen zweiten Rekordverlust in Folge und muss ums Überleben bangen. Sony kommt trotz aller Sanierungs-Bemühungen bisher nicht aus den roten Zahlen. Konkurrent Panasonic kündigte bereits am Vortag einen weiteren riesigen Verlust für das laufende Geschäftsjahr an.

Bei Sharp wird die Krise mit dem weiteren Rekordverlust besonders akut. Sharp räumte am Donnerstag ein, dass die Lage Zweifel am Fortbestand des Unternehmens aufwerfe. "Wir werden unser Geschäft weiter umbauen, um diese Umstände zu überwinden", versicherte Sharp zugleich. Helfen sollen unter anderem weitere Einschnitte bei den Personalkosten und Verkäufe von Unternehmensteilen.

Der Verlust im noch bis Ende März laufenden Jahr dürfte 450 Milliarden Yen (4,3 Milliarden Euro) erreichen, teilte Sharp am Donnerstag mit. Grund sei vor allem die sinkende Nachfrage bei Fernsehern. Aber auch im eigentlich boomenden Markt der Smartphones und Tablets kann Sharp seine Displays bisher nicht so gut platzieren wie die Rivalen. Der Konzern hatte zwar bereits mit Verlusten in diesem Geschäftsjahr gerechnet, sie sollten aber nur etwa halb so hoch ausfallen. Im Jahr davor hatte Sharp bereits gut 376 Milliarden Yen verloren.

Im ersten Geschäftshalbjahr verbuchte Sharp bereits einen Mega-Verlust von 387,6 Milliarden Yen (3,74 Milliarend Euro). Das Unternehmen selbst bezeichnete die fortlaufenden Verluste als "riesig". Der Halbjahresumsatz sackte um 16 Prozent auf 1,1 Billionen Yen ab.

Den japanischen Elektronik-Unternehmen machen vor allem die sinkenden Verkäufe von Flachbild-Fernsehern und der starke Yen zu schaffen. Die Rivalen aus Südkorea wie Samsung und LG erwiesen sich in dieser Situation als wendiger und aggressiver.

Bei Sony will der neue Konzernchef Kazuo Hirai mit einem rigiden Sparkurs, aber auch Innovationen die Kette von hohen Jahresverlusten brechen. In dem Ende September abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal gab es allerdings den nächsten Verlust in Höhe von 15,5 Milliarden Yen (149,5 Millionen Euro). Sony sieht sich aber weiterhin auf Kurs, im gesamten Geschäftsjahr einen Gewinn von 20 Milliarden Yen (knapp 193 Millionen Euro) einzufahren.

Sein Geschäft mit TV-Geräten will Sony wie bisher geplant erst bis März 2014 in die Gewinnzone bringen. Im vergangenen Quartal gelang es immerhin, den operativen Verlust der Sparte Unterhaltungselektronik im Jahresvergleich von 41,8 auf 15,8 Milliarden Yen (152,4 Millionen Euro) zu senken. Allerdings brach auch der Umsatz um ein Viertel ein. Der Bereich Smartphones und Computer schrieb Verluste, während die Spielesparte nur einen dünnen operativen Gewinn einbrachte.

Panasonic kündigte bereits am Vortag einen Verlust an, der mit 765 Milliarden Yen (7,4 Milliarden Euro) fast genauso hoch ausfallen soll wie das Rekord-Minus des Vorjahres. Zusammen mit den 772 Milliarden Yen im Jahr davor verliert Panasonic damit in 24 Monaten umgerechnet 14,8 Milliarden Euro. Nun wird der Sparkurs verschärft und das Smartphone-Geschäft in Europa nach nur wenigen Monaten wieder aufgegeben. (dpa/tc)