Mittelstand unterschätzt Ausfallkosten

SharePoint hochverfügbar machen in 5 Schritten

15.05.2015
Von 
Zoltan Marton, SharePoint Architekt & Projektleiter beim internationalen IT-Dienstleister Comparex

Single Points of Failure eliminieren

Bevor sich die IT-Verantwortlichen in Unternehmen daran machen, eine hochverfügbare SharePoint-Umgebung aufzubauen, müssen sie potenzielle Fehlerpunkte identifizieren. Netzwerk, Server, Dienste und Datenbank sind die wichtigsten Einzelfehlerpunkte, auch Single Point of Failure, SPOF, genannt. Prinzipiell ist auch der Ort Serverraum ein potenzieller Einzelfehlerpunkt. In KMUs spielt er jedoch eine untergeordnete Rolle, da sie nur selten verteilte Rechenzentren an unterschiedlichen Örtlichkeiten betreiben.

Einzelfehlerpunkte lassen sich durch Redundanz eliminieren. Im Grunde genommen werden alle vier Fehlerquellen - Netzwerk, Server, Dienste und Datenbank - abgedeckt, wenn die Struktur die Leistungsanforderungen erfüllt und auf jeder dieser Ebenen redundant ausgelegt ist. Beim Netzwerk nützt sämtliche redundante Auslegung der Komponenten und Dienste nichts, wenn die gesamte Architektur zum Beispiel an einem einzelnen Netzwerkswitch hängt. Fällt dieser aus, ist das System nicht erreichbar. Daher bietet sich die Anbindung an mindestens zwei Switches an. Da die Kommunikation der Server untereinander eine große Rolle bezüglich Verfügbarkeit und Leistung spielt, würde in zweiter Instanz eine entsprechende Kapselung im Netzbereich für dedizierte Zwecke erfolgen. Das heißt, es werden mindestens vier Netzwerkbereiche mit dediziertem Nutzen benötigt, im Idealfall sogar fünf:

  • ein Clientnetz für die Kommunikation zwischen den Nutzern mit den Web-Frontend (WFE)-Servern,

  • ein administratives Netz, über das Administratoren "remote" auf die Server zugreifen,

  • ein Intra-Server-Netz, über das die WFE-Server untereinander und mit Anwendungsservern kommunizieren,

  • ein Datennetz für die Server-Kommunikation mit den Datenbankservern sowie

  • im Idealfall auch ein Intra-Datennetz für die Kommunikation der Datenbankserver untereinander, zum Beispiel für Cluster- oder Mirroring-Zwecke.

Unnötig zu erwähnen, dass für eine hohe Verfügbarkeit eine Netzbandbreite von mindestens 1 GBit pro Netz bereit stehen sollte. Um der Problematik des Ausfalls eines Switches Rechnung zu tragen, gibt es die Möglichkeit des Teamings von mindestens zwei Netzwerkkarten für einen Netzwerkabschnitt. Hierbei würde jeweils ein Netzwerkinterface auf einen eigenen Switch vernetzt. Dieses Szenario ist im Übrigen auch mit virtuellen Netzwerkkarten möglich. Hyper-V ab Version 2012 R2 sowie VMware ab Version 5.1 unterstützen zudem Load-Balancing bei geteamten Netzwerkkarten. Bei den Servern ist darauf zu achten, dass die zentralen Komponenten, also Netzteile und Festplatten, mehrfach vorhanden sind. Zudem sollten mindestens zwei identische Server-Systeme eingesetzt werden.

Bereitstellungsszenarien von SharePoint

  • In einer Kleinstfarm - auch bekannt als Single Server-Umgebung - stellt ein einzelner SharePoint-Server sämtliche Dienste bereit. Dies geschieht entweder mit einem SQL-Server auf derselben Maschine oder mit einer separaten SQL-Maschine. Eine Verfügbarkeit von 99.9 Prozent zu erreichen und die Ausfallsicherheit zu erhöhen, ist bei diesem Modell schwierig: Die Architektur wird in einem Aktiv-/ Passiv-Szenario bereitgestellt. Jedoch entsteht durch das Failover vom defekten System zum Reserve-Server eine Unterbrechung der IT-Dienste, weil die Administratoren das passive System von Hand aktivieren müssen.

  • Ab einer Mindestanzahl von vier SharePoint-Servern - je zwei Web-Frontend (WFE)- und zwei Anwendungsserver - spricht man von einer kleinen oder mittleren Serverfarm. Hinzu kommen zwei SQL-Server in einem Verbund. Bei diesem Modell liegt der Fokus auf hochverfügbaren Anwendungen.

Eine Art Datenbank-Clustering ist auch ohne zentralen Datenspeicher möglich. In Form von Always-on-Hochverfügbarkeitsgruppen lässt sich mit SQL Server 2012 Enterprise und der Windows Server Datacenter Edition ein solches Clustering einrichten. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Weiterentwicklung der Datenbankspiegelung mit dem Vorteil, dass eine Datenbank trotz eines Serverausfalls erreichbar bleibt. Jedoch müssen dafür mindestens zwei Datenbankinstanzen mit zwei SQL-Serverlizenzen aktiv sein.